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Das Wohlbefinden von SexarbeiterInnen variiert von Land zu Land stark. Klicken Sie auf der Karte um herauszufinden, wie sich Ihr Land im Vergleich schlägt, oder lesen Sie unten mehr über unsere Erkenntnisse und Methodik. mehr

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Das Wohlbefinden von SexarbeiterInnen variiert von Land zu Land stark. Klicken Sie auf der Karte um herauszufinden, wie sich Ihr Land im Vergleich schlägt, oder lesen Sie unten mehr über unsere Erkenntnisse und Methodik. mehr

Gesamtrangliste

LandInteressenvertretungen2Sozialer
Zusammenhalt3
Rotlichtviertel4Straßenprostitution5
1Deutschland1192%3413%
2Österreich592%315%
3Niederlande490%1711%
4Neuseeland196%417%
5Luxemburg092%130%
6Kanada2693%621%
7Spanien895%2146%
8Großbritannien693%2123%
9Finnland295%110%
10Dänemark295%225%
11Belgien592%1334%
12Lettland086%040%
13USA-91%7420%
14Ungarn184%040%
15Australien1195%102%
16Griechenland282%160%
17Italien591%160%
18Slowenien091%02%
19Estland190%02%
20Polen389%040%
21Slowakei091%073%
22Tschechien089%119%
23Portugal487%445%
24Schweden391%023%
25Frankreich888%3561%

Interessenvertretungen

LandInteressenvertretungenSozialer
Zusammenhalt
RotlichtviertelStraßenprostitution
1Kanada2693%621%
2Deutschland1192%3413%
2Australien1195%102%
3Spanien895%2146%
3Frankreich888%3561%
4Großbritannien693%2123%
5Österreich592%315%
5Belgien592%1334%
5Italien591%160%
6Niederlande490%1711%
6Portugal487%445%
7Schweden391%023%
7Polen389%040%
8Finnland295%110%
8Dänemark295%225%
8Griechenland282%160%
9Estland190%02%
9Ungarn184%040%
9Neuseeland196%417%
10Luxemburg092%130%
10Slowenien091%02%
10Tschechien089%119%
10Lettland086%040%
10Slowakei091%073%
10USA-91%7420%

Rotlichtviertel

LandInteressenvertretungenSozialer
Zusammenhalt
RotlichtviertelStraßenprostitution
1Belgien592%1334%
2Niederlande490%1711%
3Neuseeland196%417%
4Frankreich888%3561%
5Deutschland1192%3413%
5Spanien895%2146%
5Luxemburg092%130%
5Portugal487%445%
5Australien1195%102%
6Österreich592%315%
6Großbritannien693%2123%
6Dänemark295%225%
7Finnland295%110%
7Kanada2693%621%
8Tschechien089%119%
8Griechenland282%160%
8USA-91%7420%
9Estland190%02%
9Slowenien091%02%
9Italien591%160%
9Schweden391%023%
9Polen389%040%
9Lettland086%040%
9Ungarn184%040%
9Slowakei091%073%

Straßenprostitution

LandInteressenvertretungenSozialer
Zusammenhalt
RotlichtviertelStraßenprostitution
1Australien1195%42%
1Slowenien091%02%
1Estland190%02%
2Finnland295%210%
3Niederlande490%1011%
4Deutschland1192%413%
5Österreich592%315%
6Neuseeland196%817%
7Tschechien089%119%
8USA-91%120%
9Kanada2693%221%
10Schweden391%023%
10Großbritannien693%323%
11Dänemark295%325%
12Luxemburg092%430%
13Belgien592%1134%
14Ungarn184%040%
14Lettland086%040%
14Polen389%040%
15Portugal487%445%
16Spanien895%446%
17Griechenland282%160%
17Italien591%060%
18Frankreich888%561%
19Slowakei091%073%

Deutschland

Rang 1/25
Rechtmäßigkeit Legalisierung
Interessenvertretungen 11
Straßenprostitution 13%
Rotlichtviertel 34
Sozialer Zusammenhalt 92%

Deutschland zählt zu den ganz wenigen Ländern, in denen Sexarbeit völlig legal ist. Mit dem Prostitutionsgesetz ab 2002 sowie dem Prostituiertenschutzgesetz ab 2017 besteht ein rechtlicher Rahmen, der Prostituierte anerkennt und Mindeststandards bei den Arbeitsbedingungen vorschreibt. Prostituierte in Deutschland können, wie andere Selbständige auch, ganz gewöhnlich in die Renten- und Krankenversicherung eintreten. Davon können SexarbeiterInnen in anderen Ländern nur Träumen. Zahlreiche Organisationen und Verbände setzen sich für das Wohl aller im Rotlichtgewerbe tätigen Personen ein und üben falls nötig Druck auf die Politik aus, etwa wenn Gesetze angepasst werden sollten. Es gibt zahlreiche Beratungsangebote für Prostituierte, sowie Hilfsangebote für die, die aussteigen wollen und es alleine nicht so recht schaffen. In Deutschland werden Prostituierte manchmal sogar Personen des öffentlichen Lebens und kämpfen in TV-Talkshows für eine positivere Sicht auf das Thema ‘Sex als Erwerbsarbeit’. Zu den bekanntesten Namen gehören etwa die als Luxus-Escort tätige Salomé Balthuis oder die französischstämmige ehemalige Prostituierte und Schriftstellerin Emma Becker. Letztere war es dann auch, welche mit ‘La Maison’ der Sexarbeit in Deutschland einen überaus lesenswerten autobiographischen Roman gewidmet hat, eine Pflichtlektüre für alle, die sich für das Thema Prostitution interessieren.

Niederlande

Rang 3/25
Rechtmäßigkeit Legalisierung
Interessenvertretungen 4
Straßenprostitution 11%
Rotlichtviertel 17
Sozialer Zusammenhalt 90%

Wer an Prostitution und die Niederlande denkt, der hat wahrscheinlich sofort das weltberühmte Rotlichtviertel in Amsterdam im Kopf. Die liberalen Niederländer verfolgen das Prinzip der Sichtbarkeit: denn wenn Prostitution in aller Öffentlichkeit ungehindert stattfindet, dann kann sie sich auch keine illegalen Auswüchse erlauben. Wo sonst findet man dutzende Damen mitten in der Innenstadt in rot beleuchteten Schaufenstern stehend oder sitzend um Kunden werben und nur wenige Meter weiter spielen die Kinder auf der Straße? In den Niederlanden kann die Situation der SexarbeiterInnen daher als vergleichsweise komfortabel und sicher beschrieben werden und zahlreiche SozialarbeiterInnen sowie Verbände kümmern sich um deren Wohlergehen. Straßenprostitution ist in den Niederlanden überaus selten. Gleichzeitig weist das Land im europäischen Vergleich die zweithöchste Dichte an Rotlichtvierteln auf. Beste Bedingungen also für legale und moderne Sexarbeit.

Österreich

Rang 2/25
Rechtmäßigkeit Legalisierung
Interessenvertretungen 5
Straßenprostitution 15%
Rotlichtviertel 3
Sozialer Zusammenhalt 92%

In Österreich ist Prostitution grundsätzlich legal, die dort SexdienstleisterInnen genannten Prostituierten werden vom Staat als fast gewöhnliche Selbstständige angesehen. Nur fast, weil für sie einige Sonderregelungen gelten, abhängig vom jeweiligen Bundesland, in dem die sexuellen Dienstleistungen angeboten werden. Dabei hat die Prostitution fast ausschließlich in Bordellen und vergleichbaren Etablissements stattzufinden, Straßenprostitution ist lediglich in einige Stadtteilen von Wien erlaubt. Eine Besonderheit des Alpenstaats sind die verpflichtenden regelmäßigen Gesundheitsuntersuchungen. Wer in Österreich legal Sexdienstleistungen anbieten möchte, der muss vorher eine umfassende Gesundheitsprüfungen an sich durchführen lassen. Dieser Check-Up muss anschließend alle sechs Wochen wiederholt werden. Diese relativ rigorose Maßnahme ist wahrscheinlich eine der engmaschigsten Gesundheitsüberwachungen von Prostituierten in ganz Europa und soll sowohl für die DienstleisterInnen als auch für die KundInnen zu einem maximal hohen Maß an Sicherheit führen. Des Weiteren stellt der Österreichische Staat umfassende Informations- und Aufklärungsmaterialien bereit.

Belgien

Rang 11/25
Rechtmäßigkeit Abolitionismus
Interessenvertretungen 5
Straßenprostitution 34%
Rotlichtviertel 13
Sozialer Zusammenhalt 92%

Fast jede größere Stadt in Belgien verfügt über Rotlichtviertel mit typischer Schaufensterprostitution. Trotzdem kann man am Beispiel Belgien von einer klassisch abolitionistischen Politik sprechen. Denn obwohl Prostitution in dem BeNeLux-Land grundsätzlich legal ist, wird von politischer Seite doch einiges dafür getan, das Angebot sexueller Dienstleistungen so weit möglich einzudämmen. Denn jede Stadt in Belgien hat das gesetzlich verbriefte Recht, aus moralischen Gründen oder zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung, die Prostitution einzuschränken. So gibt es mittlerweile ein umfassendes Werbeverbot für sexuelle Dienstleistungen, welches sich über alle Arten der Kommunikation erstreckt. Städte wie Ghent oder Liège haben außerdem die Schaufensterprostitution verboten oder vor die Tore der Stadt verbannt und auch Antwerpen hat seinen Rotlichtbezirk komplett neu geordnet und streng reguliert. Gleichzeitig engagiert sich der belgische Staat stark gegen Menschenhandel im Prostitutionsumfeld und greift hart durch gegen diesbezügliche kriminelle Machenschaften, was auch durch wiederholte Erhöhungen der relevanten Strafmaße zum Ausdruck kommt.

Spanien

Rang 7/25
Rechtmäßigkeit Abolitionismus
Interessenvertretungen 8
Straßenprostitution 46%
Rotlichtviertel 21
Sozialer Zusammenhalt 95%

Dadurch, dass es in Spanien keine Gesetzestexte gibt, die sich explizit mit Prostitution befassen, gibt es in Spanien auch keine diesbezüglichen Verbote. Allerdings sind bestimmte Tätigkeiten, wie z.B. Zuhälterei, untersagt. Allgemein gilt die Prostitution als recht verbreited in Spanien, was auch mit der hohen Anzahl von EinwanderInnen aus Afrika und Lateinamerika in Verbindung gebracht wird. Die Straßenprostitution hat mit 46% einen relativ hohen Anteil in dem sonnigen Mittelmeer-Staat. Allgemein gilt Prostitution als akzeptiert in Spanien und findet trotz öffentlichen Debatten auch in zahlreichen Bordellen oder Terminwohnungen statt. Es gibt mindestens 8 unterschiedliche Interessenvertretungen für Prostituierte in Spanien, womit das Land zusammen mit Frankreich den zweitbesten Platz im innereuropäischen Vergleich einnimmt. Historisch betrachtet gibt es eine Jahrhunderte zurückreichende Toleranz gegenüber der Prostitution in Spanien. Berühmte einheimische Maler, wie etwa Francisco Goya oder Pablo Picasso, haben ihre Erlebnisse in Edel-Bordellen als Kunstwerke auf Leinwänden festgehalten.

Vereinigtes Königreich

Rang 8/25
Rechtmäßigkeit Abolitionismus
Interessenvertretungen 6
Straßenprostitution 23%
Rotlichtviertel 21
Sozialer Zusammenhalt 93%

Im Inselstaat Großbritannien ist Prostitution grundsätzlich legal. Allerdings sind viele damit im Zusammenhang stehende Aktivitäten verboten, z.B. Zuhälterei, Bewerbung von Prostitution im öffentlichen Raum, offensichtliches langsames herumfahren auf der Suche nach Straßenprostituierten (‘kerb crawling’) oder das Besitzen eines Bordells. Im zum Vereinigten Königreich gehörenden Nordirland besteht die Ausnahme, dass jeglicher Kauf von Sex seit Juni 2015 als illegal gilt. Im Rest des Landes ist Prostitution nur dann verboten, wenn eine Prosituierte minderjährig ist oder zu der Tätigkeit gezwungen wird. Trotz Werbeverbot sind sogenannte ‘Tart cards’ weit verbreitet, bunte Werbe-Aufkleber mit Fotos und Telefonnummern von Prostituierten, die in Telefonzellen oder anderen öffentlichen Orten befestigt werden. Laut Studien sind 88% der Prostituierten in Großbritannien weiblich und 41% stammen aus dem Ausland, was im europäischen Vergleich einem vergleichsweise geringen Anteil an EinwanderInnen entspricht. Durch die viktorianische Vergangenheit ist Prostitution seit langem Umstritten in Großbritannien, allerdings war sie seit jeher weit verbreitet, auch durch die Armut der Unterschicht während der Industrialisierung im 19. Jahrhundert. Laut Umfragen spricht sich heutzutage eine Mehrheit der Briten für eine vollständige Dekriminalisierung der Prostitution aus, was so auch von den lokalen Interessenvertretungen gefordert wird.

Finnland

Rang 9/25
Rechtmäßigkeit Abolitionismus
Interessenvertretungen 2
Straßenprostitution 10%
Rotlichtviertel 1
Sozialer Zusammenhalt 95%

Im skandinavischen Staat Finnland wird Prostitution relativ kritisch gesehen, ganz nach nordischem bzw. schwedischem Vorbild. Ein von der damaligen Regierung geplantes Verbot jeglicher im Zusammenhang mit der Prostitution stehender Tätigkeiten, fand im Jahr 2006 jedoch keine parlamentarische Mehrheit. Seit dem sind die üblichen Problem-Tätigkeiten wie Zuhälterei und Menschenhandel zwar verboten, ein grundsätzliches Verbot der Sexarbeit gibt es allerdings nicht. Kontaktanbahnungen im öffentlichen Raum, auch in Bars und Gaststätten, ist untersagt. Die Straßenprostitution fällt mit einem Anteil von 10% relativ gering aus, womit das dünn besiedelte und eher kalte Finnland diesbezüglich einen der geringsten Werte im europäischen Vergleich aufweist. Es wird geschätzt, dass 80-90% der Kontaktanbahnungen zwischen Prostituierten und Freiern in Finnland über das Internet stattfindet. Laut Umfragen steigt in der finnischen Gesellschaft die Akzeptanz einer in geordneten Bahnen kontrollierten, entkriminalisierten Prostitution langsam aber sicher an.

Dänemark

Rang 10/25
Rechtmäßigkeit Abolitionismus
Interessenvertretungen 2
Straßenprostitution 25%
Rotlichtviertel 2
Sozialer Zusammenhalt 95%

Deutschlands nördlicher Nachbar Dänemark geht relativ gelassen mit dem Thema Prostitution um. Dänemark orientiert sich bei seiner Gesetzgebung und der gesellschaftlichen Einstellung zum Thema Prostitution viel mehr an den liberalen Niederlanden als am prohibitionistischen Schweden. Seit 1999 ist Sexarbeit dort weitgehend entkriminalsiert, während Zuhälterei, Bordellbetrieb sowie die Prostitution Minderjähriger nach wie vor illegal bleiben. Der dänische Staat engagiert sich intensiv in der Bekämpfung von Menschenhandel. Die Prostitutionsgesetze werden alle paar Jahre auf ihre Wirksamkeit überprüft und bei Bedarf verfeinert und angepasst. Im zum dänischen Rechtsbereich gehörigen Grönland ist Prostitution allerdings nach wie vor illegal, obwohl dort in der traditionellen Inuit-Kultur eine Art Gastfreundschafts-Prostitution bestanden haben soll. Es wird geschätzt, dass es ungefähr 5000 Prostituierte in Dänemark gibt, wovon etwa die Hälfte aus dem Ausland stammt, davon etwa 1000 aus Thailand.

Luxemburg

Rang 5/25
Rechtmäßigkeit Legalisierung
Interessenvertretungen 0
Straßenprostitution 30%
Rotlichtviertel 1
Sozialer Zusammenhalt 92%

Der BeNeLux-Staat Luxemburg ist nach Malta das kleinste Land in Europa. Trotz nur mehr knapp 600.000 Einwohnern, findet auch in Luxemburg Prostitution statt, ist sogar relativ verbreitet. Nach aktueller Gesetzeslage sind erotische Etablissements wie Bordelle und Clubs verboten, allerdings ist die Ausübung von Prostitution in Wohnungen erlaubt. Ebenfalls legal sind Tätigkeiten im selbstständigen Escort-Bereich oder die Straßenprostitution. Letztere ist nur in wenigen Straßen gestattet, Verstöße werden mit hohen Geldbußen geahndet. Schätzungen gehen von etwa 300 Prostituierten im Land aus. Seit dem das benachbarte Frankreich seine Prostitutionsgesetze massiv verschärft hat, wird aber ein starker Anstieg der Prostitution in Luxemburg beobachtet. In der Politik wird Sexarbeit in Luxemburg mit teils hitzigen Debatten verhandelt. Während manche Interessengruppen im prohibitionistischen Schwedischen Modell ein Vorbild für Luxemburg sehen, argumentieren andere für einen liberal-regulativen Ansatz wie in den Niederlanden. Die Zukunft wird zeigen, wohin sich das Land politisch bewegt.

Estland

Rang 19/25
Rechtmäßigkeit Abolitionismus
Interessenvertretungen 1
Straßenprostitution 2%
Rotlichtviertel 0
Sozialer Zusammenhalt 90%

Im baltischen Estland war Prostitution seit der ersten Unabhängigkeit des Staates ab 1918 legal. Prostituierte wurden registriert und auch regelmäßig medizinisch untersucht. Ab der sowjetischen Besetzung des Landes seit dem Jahr 1940 war jegliche Form von Sexarbeit und auch Pornographie streng verboten. Dies änderte sich erst wieder mit der zweiten Unabhängigkeit des Landes ab den späten 1980er Jahren. Heutzutage ist Prostitution in Estland legal, wobei die Tätigkeit allerdings nicht als Beruf anerkannt wird und die organisierte Prostitution untersagt ist. Daher gibt es in Estland keine offiziellen Bordelle oder Escort-Agenturen. Es gibt aber eine organisierte politische Interessenvertretung der SexarbeiterInnen. Mit einem fast verschwindend geringen Anteil von nur 2% spielt die Straßenprostitution in Estland kaum eine Rolle, lediglich Slowenien weist in Europa einen genauso geringen Wert aus.

Slowenien

Rang 18/25
Rechtmäßigkeit Abolitionismus
Interessenvertretungen 0
Straßenprostitution 2%
Rotlichtviertel 0
Sozialer Zusammenhalt 91%

Die Ausübung von Prostitution ist in Slowenien seit 2003 dekriminialisiert, wobei Zuhälterei, Vermittlung und Bewerbung von Sexarbeit illegal bleiben. Wie in Estland ist der Anteil der Straßenprostitution mit einem Anteil von nur 2% verschwindend gering. Immer wieder gibt es allerdings negative Schlagzeilen über die Aufdeckung von kriminellen Prostitutionsringen, die Frauen zur Prostitution gezwungen und auch Menschenhandel betrieben haben, meist mit Ausländerinnen aus Serbien oder der Ukraine. Obwohl also Prostitution in Slowenien grundsätzlich legal ist, gibt es noch Herausforderungen bei der Umsetzung der Gesetze, welche die negativen Auswüchse von Prostitution eigentlich unterbinden sollten. Ausdruck der aktuellen Situation in Slowenien ist daher vielleicht auch die Tatsache, dass es noch keinen Verband oder eine Organisation in Slowenien gibt, welche die Interessen der SexarbeiterInnen in der Öffentlichkeit vertritt und ihnen politisch Gehör verschafft.

Italien

Rang 17/25
Rechtmäßigkeit Abolitionismus
Interessenvertretungen 5
Straßenprostitution 60%
Rotlichtviertel 1
Sozialer Zusammenhalt 91%

Im katholischen Italien ist Prostitution bereits seit 1958 verboten, während sie lediglich in den zehn Jahren davor mal erlaubt war. Daran hat sich bis heute nichts geändert, ein Umstand der wahrscheinlich auch dazu geführt hat, dass die Straßenprostitution in Italien ganze 60% der Prostitution ausmacht. Das ist im europäischen Vergleich der dritthöchste Anteil, gleich hoch wie in Griechenland und nur noch von Frankreich und der Slowakei übertroffen. Durch die massiv wachsende Anzahl armer EinwanderInnen aus Afrika und auch Osteuropa, hat sich dieses Problem in den letzten Jahren noch verschärft. In manchen Teilen Italiens ist es absolut kein ungewöhnlicher Anblick, dass an Landstraßen im Grünen trotz aller Verbote Prostituierte auf Klappstühlen auf Freier warten. Wenn die Interessensvertretungen italienischer SexarbeiterInnen eine Legalisierung oder Entkriminalisierung fordern, um in geordneten Bahnen die negativsten Auswüchse der Prostitution unterbinden zu können, kommt es von Seiten der Politik, der Kirche und auch der allgemeinen Bevölkerung regelmäßig zu empörten Reaktionen. Eine Abschaffung des allgemeinen Prostitutionsverbots ist in Italien daher vorerst nicht zu erwarten. Selbstverständlich ändert dies nichts an der Tatsache, dass auch die italienische Oberschicht sich von Luxus-Escorts verwöhnen lässt - nur dann eben illegal, Berlusconi lässt grüßen.

Schweden

Rang 24/25
Rechtmäßigkeit Abolitionismus
Interessenvertretungen 3
Straßenprostitution 23%
Rotlichtviertel 0
Sozialer Zusammenhalt 91%

Das skandinavische Schweden verfolgt seit dem Jahr 1999 einen ganz eigenen Ansatz bei der Handhabe von Prostitution. Dort gilt nämlich ein umfassendes Sexkaufverbot, das auch unter dem Namen Schwedisches Modell bzw. Nordisches Modell internationale Bekanntheit erfahren hat. In Schweden werden dabei nicht die AnbieterInnen von sexuellen Dienstleistungen bestraft, sondern die Nachfrager, die Käufer, also die Freier. Eine Mehrheit der schwedischen Bevölkerung ist laut Umfragen dieser Gesetzeslage zugeneigt. Die schwedische Regierung hat sogar einen Sonderbotschafter ernannt, welcher bei internationalen Reisen anderen Ländern das Schwedische Modell näherbringt und in globalen Organisationen wie der UNO für eine vermehrte Adaption dieses Konzepts wirbt. Durch die gesellschaftliche Stigmatisierung von Sex-Käufern, kommt es in Schweden immer wieder zu medial spektakulären Fällen, bei denen Personen des öffentlichen Lebens der Inanspruchnahme von Prostitution überführt werden und damit einen Großteil ihrer Reputation und Werbeverträge verlieren. Seit 2011 drohen Freiern in Schweden bei Überführung durch die Behörden bis zu zwölf Monate Gefängnis.

Portugal

Rang 23/25
Rechtmäßigkeit Abolitionismus
Interessenvertretungen 4
Straßenprostitution 45%
Rotlichtviertel 4
Sozialer Zusammenhalt 87%

In Portugal ist Prostitution seit 1983 wieder legal. Allerdings unterliegt liegt sie keinerlei Vorschriften, womit es keine Registrierungspflicht oder verpflichtende Gesundheitsuntersuchungen gibt. Europas westlichstes Land ist daher auch so etwas wie der wilde Westen des Kontinents, wenn es um Prostitution geht. Die Straßenprostitution macht mit 45% einen relativ hohen Anteil an der gesamten Sexarbeit aus. Im gesamten Land gibt es Etablissements wie Bordelle, Terminwohnungen, Massagesalons und auch Straßenstriche. Alleine in der Hauptstadt Lissabon sind nach Schätzungen etwa 6500 Prostituierte tätig. Auch die männlichen Prostituierten, sogenannte Gigolos, sind in Portugal stark verbreitet, oftmals handelt es sich dabei um Einwanderer aus Brasilien oder Afrika. Nach Aussagen von internationalen Organisationen gibt es zahlreiche und vielfältige illegale Nebenerscheinungen der Prostitution in Portugal, darunter Menschenhandel und Scheinheiraten mit Nicht-EU-Bürgern, welche von den Behörden verstärkt bekämpft werden sollten.

Polen

Rang 20/25
Rechtmäßigkeit Abolitionismus
Interessenvertretungen 3
Straßenprostitution 40%
Rotlichtviertel 0
Sozialer Zusammenhalt 89%

Deutschlands östlicher Nachbar Polen hat seit dem Untergang der Sowjetunion im Jahr 1989 die Prostitution legalisiert. Während es verboten bleibt Bordelle und Zuhälterei zu betreiben, bieten Prostituierte oftmals in Massagesalons und über legale Escort-Agenturen ihrer Dienstleistungen an, diese können sich ganz normal als Unternehmen registrieren. Prostitution ist dabei interessanterweise die einzige Tätigkeit in Polen, für die keine Steuern an den Staat abgeführt werden müssen. Kehrseite der Medaille ist es jedoch, dass sich Prostituierte auch nicht in die Sozialversicherungen einschreiben können und sich damit nur über Umwege krankenversichern oder in die Rentenversicherung eintreten können. Viele in den DACH Ländern tätige Prostituierte stammen ursprünglich aus Polen und kehren nach einigen Monaten oder Jahren des Geldverdienens wieder in ihre Heimat zurück.

Tschechien

Rang 22/25
Rechtmäßigkeit Abolitionismus
Interessenvertretungen 0
Straßenprostitution 19%
Rotlichtviertel 1
Sozialer Zusammenhalt 89%

In Tschechien ist die Ausübung von Prostitution seit 1989 entkriminalisiert und kann im europäischen Vergleich als weit verbreitet beschrieben werden. Alleine in der Hauptstadt Prag soll es 200 Bordelle geben. Auch an den Grenzen zu Deutschland und Österreich finden sich zahlreiche erotische Etablissements. Prostitution wird in Tschechien als eine Art Attraktion angesehen und trägt sicherlich seinen Teil zu den großen Touristenströmen bei, die jedes Jahr nach Tschechien reisen. Leider gilt Tschechien traditionell auch als einer der Hauptumschlagplätze für den internationalen Menschenhandel in der Prostitution. Seit einigen Jahren zeigen allerdings die Maßnahmen der Regierung ihre positiven Auswirkungen auf die Situation. Nach wie vor ist es allerdings so, dass sich Prostituierte in Tschechien in einer rechtlichen Grauzone bewegen, weil Sexarbeit weder explizit legal noch illegal ist, sondern einfach zum Großteil unreguliert stattfindet. Eine von der tschechischen Regierung angestrebte Einführung eines Prostitutionsgesetzes, scheiterte 2005 in einer parlamentarischen Abstimmung und liegt seitdem auf Eis. Während manche tschechische PolitikerInnen diese Situation begrüßen und eine echte Legalisierung als falsches Signal an die Menschenhändler betrachten, erhoffen sich andere von einer staatlichen Kontrolle ebenfalls eine erhebliche Eindämmung des Menschenhandels.

Lettland

Rang 12/25
Rechtmäßigkeit Legalisierung
Interessenvertretungen 0
Straßenprostitution 40%
Rotlichtviertel 0
Sozialer Zusammenhalt 86%

Prostitution ist in Lettland grundsätzlich legal und entkriminalisiert, allerdings nicht als Arbeit anerkannt. Die Bewerbung von Prostitution sowie deren Organisierung zum eigenen finanziellen Vorteil und das Betreiben von Bordellen ist untersagt. Trotzdem floriert die Prostitution in Lettland und besonders die Hauptstadt Riga gilt als beliebtes Ziel von Sextourismus und Junggesellenabschieden. Sexarbeit darf ausschließlich in Wohnungen ausgeführt werden, die von den DienstleisterInnen selbst angemietet wurden. Falls sich allerdings Nachbarn beschweren oder die Wohnung weniger als 100m von einer Schule oder Kirche entfernt ist, wird die Nutzung einer Wohnung zu diesem Zweck untersagt. Obwohl die Behörden mittlerweile streng gegen Menschenhandel und sexuelle Ausbeutung vorgehen, hat Lettland immer noch den Ruf, ein europäischer Hotspot der illegalen Prostitution zu sein. Sexuell übertragbare Krankheiten sind bei SexarbeiterInnen in Lettland laut Studien weit überdurchschnittlich stark verbreitet.

Frankreich

Rang 25/25
Rechtmäßigkeit Abolitionismus
Interessenvertretungen 8
Straßenprostitution 61%
Rotlichtviertel 35
Sozialer Zusammenhalt 88%

Bis heute hat Frankreich global einen Ruf als Land der Liebe und Erotik, zahlreiche weltweit berühmte Romane von französischen Schriftstellern des 19. Jahrhunderts wie z.B. Die Kameliendame von Alexandre Dumas, beschäftigen sich mit dem Thema Prostitution. Legendär sind die Edelbordelle von Paris der bis in die 1920er Jahre andauernden Belle-Époque, deren Namen teils bis heute bekannt sind. Sie galten als wichtige kulturelle Anlaufstellen der reichen und intellektuellen Oberschicht und es ranken sich unzählige Mythen und Legenden um diese Freudenhäuser. Allerdings gab es auch eine dunkle Seite der Prostitution in Frankreich, die etwa durch den französischen Autor und Wüstling Marquis de Sade zum Ausdruck kommt, welcher aus heutiger Sicht als ein Gründer der BDSM-Kultur gilt und von dessen Nachname der Begriff Sadismus abgeleitet wurde. Bis etwa 1945 gab es in Frankreich zudem sogenannte ‘Maisons d’abattages’, Schlachthäuser genannte Bordelle, in denen in jeglicher Hinsicht schlimmste Verhältnisse herrschten und die Freier dicht gedrängt in Warteschlangen auf ihren kurzen Einsatz warteten. Die schrecklichen Bedingungen sowie grassierende Geschlechtskrankheiten führten dann auch zu einem gesetzlichen Prostitutionsverbot nach dem Zweiten Weltkrieg, welches bis heute gültig ist. Trotz dem, dass die Prostitution seit jeher eine große Rolle in der französischen Kultur spielt und es zahlreiche Interessensvertretungen für SexarbeiterInnen gibt, nur in Deutschland sind es noch mehr, ist selbst ein verführerischer Blick von einer Prostituierten zu einem Freier und andersherum bereits eine Straftat. Die vielen Verbote führen dazu, dass 61% der Prostitution in Frankreich unkontrolliert auf der Straße stattfindet, der zweithöchste Wert in Europa. Prostituierte können sich in Frankreich nur schwer an die Polizei wenden wenn sie Opfer eines Verbrechens werden, da sie selbst hohe Geldstrafen für ihre Tätigkeit befürchten müssen. Der Marquis hätte sicherlich seine Freude gehabt an den heutigen Zuständen in der Grande Nation, aber er war eben auch eine Figur des 18. Jahrhunderts.

Ungarn

Rang 14/25
Rechtmäßigkeit Legalisierung
Interessenvertretungen 1
Straßenprostitution 40%
Rotlichtviertel 0
Sozialer Zusammenhalt 84%

In Ungarn ist Prostitution seit 1999 grundsätzlich legal. Seit 2006 müssen sich Prostituierte registrieren, Steuern abführen und regelmäßig medizinisch untersuchen lassen. Obwohl Städte das Recht haben, einzelne Zonen auszuweisen, in denen Prostitution praktiziert werden darf, ist es noch nie zu einer Genehmigung gekommen. Trotzdem gibt es alleine in Budapest schätzungsweise 500 illegale Bordelle und die Zahl der Prostituierten im ganzen Land soll sich auf etwa 100.000 summieren. Auch die Straßenprostitution hat mit 40% einen vergleichsweise hohen Anteil. Sexarbeiterinnen sind in Ungarn häufiger als anderswo auf sich alleine gestellt. Ein großer Anteil der Prostituierten in ganz Europa kommt ursprünglich aus Ungarn, leider ist das Land auch schon seit vielen Jahren ein Hotspot des internationalen Menschenhandels.

Griechenland

Rang 16/25
Rechtmäßigkeit Legalisierung
Interessenvertretungen 2
Straßenprostitution 60%
Rotlichtviertel 1
Sozialer Zusammenhalt 82%

Das mediterrane Griechenland mit seinen zahlreichen Inseln gilt bereits seit der Antike als freizügig in Sachen Sex und Prostitution. Dies hat sich bis heute nicht geändert und die liberale Gesetzgebung in Griechenland entspricht ungefähr der von Deutschland oder den Niederlanden. In Griechenland müssen sich Prostituierte daher registrieren und regelmäßig medizinisch untersuchen lassen. Soweit zumindest die Theorie. Praktisch wird geschätzt, dass auf die höchstens 1.000 registrierten SexarbeiterInnen etwa 20.000 illegal tätige Prostituierte kommen. Das Ausmaß der Straßenprostitution ist mit einem Anteil von 60% sehr hoch. Es gibt außerdem auffällig viele Fälle von HIV Infektionen in der griechischen Prostitution und die wachsende illegale Einwanderung von Menschen aus den ärmsten Regionen von Afrika und Asien führt zu einem ständigen Strom von Personen, die sehr anfällig und bedroht sind von Menschenhandel. Da verwundert es leider nicht, dass viele Prostituierte in Griechenland niemanden haben, auf den sie sich im Notfall verlassen könnten.

Slowakei

Rang 21/25
Rechtmäßigkeit Abolitionismus
Interessenvertretungen 0
Straßenprostitution 73%
Rotlichtviertel 0
Sozialer Zusammenhalt 91%

In der Slowakei ist Prostitution grundsätzlich legal. Allerdings sind Bordelle, Zuhälterei sowie die Anbahnung von Prostitution verboten. In der Hauptstadt Bratislava gibt es allerdings Massagesalons und höherpreisige Escortagenturen, die trotzdem sexuelle Dienstleistungen vermitteln. Außerdem gibt es legale Strip-Bars, in denen trotz Verbot Prostituierte um Kunden werben. Die genannten Orte entsprechen allerdings lediglich der Spitze einer großen Pyramide, die aus massenhafter Straßenprostitution besteht. 73% der Prostitution findet in der Slowakei auf der Straße statt, das ist der höchste Wert in ganz Europa. Eine öffentliche Interessenvertretung haben Prostituierte in der Slowakei nicht und das Land gilt als Quell-, Transit- und Zielland für Menschenhandel in der Prostitution. Häufig betroffen ist die Roma-Minderheit des Landes sowie AusländerInnen aus Moldawien oder der Ukraine. Die Menschenhändler selbst kommen oftmals mit relativ geringen Strafen davon.

USA

Rang 13/25
Rechtmäßigkeit Variiert je nach Bundesland
Interessenvertretungen -
Straßenprostitution 20%
Rotlichtviertel 74
Sozialer Zusammenhalt 91%

In den USA ist die Ausübung von Prostitution grundsätzlich illegal. Die Entscheidungsgewalt über mögliche Lockerungen liegt allerdings nicht bei der Bundesregierung in Washington D.C., sondern bei den jeweiligen Bundesstaaten. Lediglich in einigen Counties von Nevada ist in ländlichen Gegenden, fernab den großen Bevölkerungs-Agglomerationen, Prostitution in unterschiedlichen Abstufungen legal. Zu den Hotspots zählen dabei die Gegenden rund um Las Vegas und der Stadt Reno. Bordelle und Prostituierte müssen sich dort beim zuständigen County Sheriff registrieren und wöchentliche Gesundheitsuntersuchungen akzeptieren, auch besteht wie in Deutschland eine Kondompflicht. Dass es in Nevada kleine Inseln gibt wo Sexarbeit legalisiert ist, ändert nichts an der Tatsache, dass auch im Rest des Bundesstaats und auch in den übrigen gesamten USA vielerorts Prostitution ausgeübt wird. Sexarbeit wird dabei als Vergehen im Range einer Ordnungswidrigkeit bzw. Störung der öffentlichen Ordnung geahndet. Offizielle Bordelle gibt es daher außerhalb Nevadas nicht in den USA. Aber in vielen Massagesalons, Strip-Clubs, Porno-Kinos etc. und auch auf Straßenstrichen nutzen Prostituierte die Gelegenheit, sexuelle Dienstleistungen anzubieten. Man kann es sicherlich so zusammenfassen, dass es in den USA relativ viel Prostitution gibt, außerdem die wohl größte Pornoindustrie der Welt. Trotzdem liefen Bestrebungen einzelner Gruppen hin zu einer Legalisierung von Prostitution bisher stets ins Leere. Dies ist wahrscheinlich mit der teils sehr christlich-konservativen Kultur des riesigen Landes zu erklären. Die Situation der SexarbeiterInnen in den USA ist daher in diesem Fall wohl mit der Situation in Italien vergleichbar.

Kanada

Rang 6/25
Rechtmäßigkeit Abolitionismus
Interessenvertretungen 26
Straßenprostitution 21%
Rotlichtviertel 6
Sozialer Zusammenhalt 93%

In Kanada wurde der rechtliche Status von Prostitution im Jahr 2014 komplett neu geregelt. Seit dem ist es ähnlich wie in Schweden illegal, sexuelle Dienstleistungen zu kaufen, zu bewerben oder von durch sexuelle Dienstleistungen generierten Einnahmen zu profitieren. Das Anbieten von sexuellen Dienstleistungen bleibt währenddessen legal. Dabei wird in den kanadischen Gesetzen nicht zwischen Sexarbeit, Prostitution oder Zangsprostitution unterschieden. Interessenvertreter von SexarbeiterInnen in Kanada weisen darauf hin, dass die typischen Probleme von Armuts-, Zwangs- oder Drogenprostitution pauschal auf alle Arten von sexueller Dienstleistung projiziert werden. Denn auch ‘gemäßigte’ erotische Dienstleistungen wie z.B. Tantra-Massagen gelten heutzutage als illegal in Kanada. Hintergrund der relativ neuen Regelungen ist ein Weltbild, das sich am sogenannten Schwedischen Modell orientiert. Nach dieser Sichtweise kann Prostitution unmöglich in positiver Form stattfinden und stellt in jedem Fall eine Ausbeutung der Frau dar. Auch wenn eine Sexarbeiterin aus freien Stücken tätig wäre, würde dies demnach ein falsches Bild von Frauen in der Gesellschaft zeichnen. Es wird dabei davon ausgegangen, eine Gleichheit der Geschlechter kann erst dann gesellschaftlich erreicht werden, wenn jeder verinnerlicht hat, dass eine Frau nicht ‘käuflich’ ist wie eine Ware. Dieser Ansatz wird teils kontrovers debattiert, da auch bei anderen Entscheidungen zu Tätigkeiten Geld eine Rolle spielt. Wo die Einen eine Befreiung der Frau von patriarchalischen Strukturen sehen, erkennen Andere eine Fremdbestimmung von Frauen und deren Körpern. Diese Debatte wird in den kommenden Jahren sicherlich fortgeführt. Die Rolle von homosexueller oder transsexueller Prostitution bleibt dabei oftmals unklar, da sie mit einem Anteil von nur etwa 5% an der Gesamtprostitution als eher unbedeutend marginalisiert wird.

Australien

Rang 15/25
Rechtmäßigkeit Variiert je nach Bundesland
Interessenvertretungen 11
Straßenprostitution 2%
Rotlichtviertel 10
Sozialer Zusammenhalt 95%

In dem riesigen Flächenstaat Australien mit seinen gerade einmal rund 25 Millionen Einwohnern, sind nach Schätzungen etwa 20-25 Tausend Prostituierte tätig. Seit den 1970er Jahren gibt es immer wieder teils komplex geführte politische Debatten in Australien, in denen die unterschiedlichen Optionen zur Organisierung der Prostitution diskutiert werden. Ein jahrelanges Hin und Her hat schlussendlich dazu geführt, dass sich die Gesetzeslage von Bundesstaat zu Bundesstaat unterscheidet. Heutzutage gibt es ein regulatives West-Ost-Gefälle in Australien. D.h. in den Bundesstaaten Western Australia, South Australia und Tasmanien ist Sexarbeit weitgehend unreguliert, allerdings auch entkriminalisiert, aber nur für rein selbstständig tätige Prostituierte. Bordelle und Zuhälterei sind verboten. In den östlicheren Bundesstaaten Northern Territory, Queensland, New South Wales und Victoria ist die Prostitution dagegen vollständig legal und reguliert. Auch Bordelle und Straßenprostitution sind legal, Sexarbeiterinnen müssen sich wie Selbständige registrieren. Trotzdem zählt das United Nations Office on Drugs and Crime (UNODC) Australien zu den 21 Ländern mit dem höchsten Menschenhandel Aufkommen. Nach Schätzungen werden 300-1.000 Frauen pro Jahr gegen Ihren Willen zur Ausübung von Zwangsprostitution nach Australien gebracht, hauptsächlich aus Asien.

Neuseeland

Rang 4/25
Rechtmäßigkeit Entkriminalisiert
Interessenvertretungen 1
Straßenprostitution 17%
Rotlichtviertel 4
Sozialer Zusammenhalt 96%

Das vielfältige Neuseeland mit seinen gerade einmal knapp 5 Millionen Einwohnern hat eines der liberalsten Prostitutionsgesetze der Welt. Seit dem Inkrafttreten des Prostitution Reform Act (PRA) im Jahr 2003 sind Bordelle, Escort-Agenturen und das Bewerben von sexuellen Dienstleistungen legal. Es ist sogar erlaubt, mit der Prostitution anderer Personen seinen Lebensunterhalt zu verdienen, wobei Zangsprostitution allerdings untersagt ist. Der PRA wurde sehr knapp mit 60 zu 59 Stimmen im Parlament unerwartet angenommen, aber nach einer Revision im Jahr 2008 beibehalten. Mit dem New Zealand Prostitutes’ Collective (NZPC) gibt es eine starke politische Interessenvertretung für die SexarbeiterInnen des Landes, die Organisation wird auch vom neuseeländischen Gesundheitsministerium mitfinanziert. Anstrengungen einiger konservativer politischer Akteure, um wenigstens die Straßenprostitution wieder zu verbieten scheiterten, weil eine Mehrheit in Neuseeland die Gefahren von Prostitution im Verborgenen für höher hält, als die Probleme die mit offenen Straßenstrichen manchmal mit sich kommen. Aussagen von PrositutionskritikerInnen, dass sich die Anzahl der SexarbeiterInnen seit der Liberalisierung vervierfacht hat, kann mit statistischen Erhebungsmethoden nicht nachgewiesen werden. In Neuseeland dürfen übrigens ausschließlich Personen mit einer dauerhaften Aufenthaltsgenehmigung oder Einheimische als Prostituierte tätig sein. Personen mit einem befristeten Visa ist die Tätigkeit untersagt und die Einreise zum Zweck der Ausübung von Prostitution ist ebenfalls illegal.

HINTERGRUND

Die rechtliche und gesellschaftliche Situation von SexarbeiterInnen unterscheidet sich von Land zu Land zum Teil recht deutlich. Während einige wenige Länder wie Deutschland, die Niederlande oder Neuseeland den Weg der Legalisierung und Regulierung gehen, ist die Prostitution in vielen anderen europäischen Ländern und auch fast überall in den USA gesetzlich verboten. Durch die unterschiedlichen rechtlichen Bedingungen und schwankender gesellschaftlicher Akzeptanz der Prostitution von Land zu Land, ergeben sich zum Teil erhebliche Unterschiede bei den Arbeits- und Lebensbedingungen der SexdienstleisterInnen.

Hintergrund der zahlreichen Verbote sowie der stellenweise weit verbreiteten sozialen Ächtung von Prostitution, sind die zahlreichen Kritikpunkte, die von ProstitutionsgegnerInnen geäußert werden. Dabei gibt es zum einen die moralisierende Kritik, die etwa mit konservativen bzw. religiösen Werten begründet wird. Für diese KritikerInnen gilt Sex wie in der Prostitution ausgeübt als falsch, da er nicht in den geordneten Bahnen von Ehe oder Romantik stattfindet. Andererseits kommt auch Kritik von feministischer Seite, wobei damit argumentiert wird, dass die Akzeptanz von Prostitution automatisch auch das gesamte Frauenbild in einer Gesellschaft negativ beeinflusst. “Frauen sind nicht käuflich”, heißt es dabei oft. Dabei sind SexarbeiterInnen selbstverständlich nicht käuflich, denn das wäre Menschenhandel, sondern sie bieten eine Dienstleistung an, wenn auch eine erotische. Die Existenz von freiwilliger Sexarbeit wird dabei oftmals ignoriert und die Realität verneint, in der es stark sexpositive Menschen (also auch Frauen) gibt, die in ihrem Sexleben zu Ausschweifungen bis hin ins Extreme neigen. Mit einem Hobby Geld zu verdienen wird dabei ebenso nicht als mögliche legitime Tätigkeit berücksichtigt. Allgemein gilt: wenn Sexarbeit vernünftig reguliert und kontrolliert wird, dann würden sich dort im Idealfall ausschließlich freiwillig so tätige Personen wiederfinden. Problematisch an sich ist in einer liberalen, modernen Gesellschaft nicht die Sexarbeit sondern die Zwangsarbeit, also die Zwangsprostitution. Es kommt ja auch niemand auf die Idee die Landwirtschaft zu verbieten, weil dort früher Sklaven als ZwangsarbeiterInnen eingesetzt wurden. Was genau benötigt wird, damit Sexarbeit ausschließlich modern und human stattfindet, ist dabei für Viele nicht auf den ersten Blick ersichtlich.

Wir vom LustMag haben daher eine Studie durchgeführt, die Licht ins Dunkle der recht unübersichtlichen und diversifizierten Datenlage über die Arbeitsbedingungen von Prostituierten im internationalen Vergleich bringen soll. Hierfür haben wir 25 Länder der westlichen Welt einem Vergleich unterworfen und in fünf unterschiedlichen prostitutionsrelevanten Kategorien Punkte vergeben. Ergebnis ist eine Rangliste wichtiger Länder, geordnet von den besten Arbeitsbedingungen bis hin zu den problematischsten. Jedes einzelne Land weist dabei seine individuellen rechtlichen und gesellschaftlichen Eigenarten auf. Unser gesetztes Ziel dabei ist es, herauszufinden, welche Faktoren mögliche negative Begleiterscheinungen der Prostitution am besten verhindern und damit genau die Personen möglichst gut beschützen, die in der Sexarbeit tätig sind.

Unser Vorgehen

Wie sind wir dabei vorgegangen? Zur Erstellung unseres internationalen Sexworker Index haben wir jedes Land nach den folgenden Kriterien untersucht.

  1. Rechtliche Situation: inwiefern werden SexarbeiterInnen gesetzlich geschützt und anerkannt?
  2. Interessenvertretungen: haben die SexarbeiterInnen eine Lobby, die ihre Interessen gegenüber der Politik und der Öffentlichkeit vertritt?
  3. Sozialer Zusammenhalt: wie viele SexarbeiterInnen können sich im Notfall auf ihr Netzwerk verlassen?
  4. Rotlichtviertel: gibt es ausgewiesene Rotlichtviertel, wo die SexarbeiterInnen unter kontrollierten und damit sicheren Bedingungen ihre Tätigkeit ausüben können?
  5. Straßenprostitution: wie hoch ist der Anteil der oftmals problematischen Straßen- oder Autoprostitution?

In jeder Kategorie können bis zu 100 Punkte erreicht werden, bei besten Bedingungen für SexarbeiterInnen. Die Punkte werden aus allen Kategorien aufaddiert und für bessere Vergleichbarkeit mit einer Formel standardisiert. Das finale Ranking aller verglichenen Ländern findet ihr in der oben stehenden Tabelle.

Unsere Erkenntnisse

In diesem Vergleich bestehen laut unserer Untersuchung die besten Arbeitsbedingungen für Prostituierte in Deutschland und Österreich, dicht gefolgt von den Niederlanden. In allen drei Ländern ist Prostitution legalisiert und staatlich reguliert. SexarbeiterInnen können sich wie andere selbständig arbeitende Personen ganz normal als KleinunternehmerInnen registrieren, legal Steuern abführen sowie in die Kranken- und Rentenversicherungen eintreten. Straßenstriche machen in allen drei Ländern höchstens 15% der Prostitution aus und zahlreiche Verbände und soziale Organisationen vertreten die Interessen der SexarbeiterInnen. Außerhalb Europas gilt Neuseeland als ein Musterbeispiel für gute Arbeitsbedingungen in der Prostitution.

Am unteren Ende der Skala finden sich Ungarn, Griechenland und die Slowakei, wo wir einige Mängel feststellen mussten. In allen drei Ländern ist die Quote der Straßenprostitution mit 40-73% sehr hoch und die Interessen der Prostituierten werden politisch kaum gehört. Ungarn und die Slowakei gelten leider als Umschlagplätze für Menschenhandel aus Drittländern wie der Ukraine oder Moldawien, während in Griechenland zahlreiche EinwanderInnen aus dem ärmsten Staaten des Nahen Ostens und Afrika unfreiwillig in der Prostitution landen. In allen drei Ländern gibt es zwar auch die positive Seite der Prostitution, allerdings stellt diese nur eine kleine Spitze eines großen Eisbergs dar, welcher aus Straßenstrich und fehlendem staatlichen Schutz der SexarbeiterInnen besteht.

Weitere Implikationen und Einblicke

Aber was bedeuten diese Ergebnisse, wenn wir uns in der Betrachtung auf Deutschland konzentrieren? Ein erster Platz klingt erstmal ganz gut, aber was genau können wir daraus folgern? Heißt das, wir können uns als Musterland auf die Schulter klopfen und auf unseren Lorbeeren ausruhen? Schön wär’s, denn auch hierzulande liegt noch Einiges im Argen und wir sind noch ein ganzes Stück davon entfernt, von optimalen Bedingungen für die Sexarbeit in Deutschland sprechen zu können. Um an dieser Stelle noch weitere Einblicke in die Thematik Sexarbeit in Deutschland zu erhalten, haben wir der Domina Lady Susan aus Berlin als Expertin weiterführende Fragen stellen dürfen:

Lady Susan, in unserem Sexworker Index landet Deutschland knapp vor Österreich auf dem ersten Platz. Hat sich die Situation für Sexworker in Deutschland ihrer Meinung nach in den letzten Jahren verbessert?

"Das ist eine schwierige Frage. Zum einen haben wir in Deutschland das große Glück, dass Sexarbeit für die Politik (zumindest überwiegend) als eine Arbeit wie viele andere angesehen wird. So können sich Sexworker z.B. krankenversichern und ihre geschäftlichen Ausgaben von der Steuer absetzen. Gerade jetzt, in der Corona-Krise, hat man deutlich gesehen, dass auch Sexworker (zumindest jene, die ihr Business entsprechend angemeldet haben) vom Staat genauso Corona-Hilfen bekommen können wie z.B. ein Handwerksbetrieb. Das halte ich, im europäischen und auch internationalen Vergleich, für fair und sehe es als Zeichen, dass Sexarbeit mehr und mehr Akzeptanz findet. Sexarbeit ist ein Wirtschaftszweig und wird als solcher eben auch behandelt.

Andererseits gibt es in Deutschland Gesetze, die die Sexarbeit - ob bewusst oder unbewusst sei dahin gestellt - stigmatisieren und zudem meiner Meinung nach völlig praxisfern sind. Das Prostitutionsschutzgesetz (ProstSchG) z.B. schreibt vor, dass man als Sexworker bei der zuständigen Behörde persönlich vorstellig wird, sich einer (leider nicht immer kompetenten) Beratung unterzieht und am Ende einen Ausweis, der mit einem Lichtbild versehen ist, bei Kontrollen mit sich führen muss. Von einem Bäcker-Ausweis oder einem Verkäufer-Ausweis habe ich hingegen noch nie gehört..."

Haben Sie selbst oder KollegInnen aus Ihrem Umfeld Forderungen/Vorschläge an die Politik, wie sich die Situation für Sexworker in Deutschland noch verbessern könnte?

"Meiner Meinung nach sollte vor allem das ProstSchG überarbeitet werden und vor allem hierbei Damen und Herren aus dem Gewerbe als BeraterInnen hinzugezogen werden. Das Gesetz war sicher gut gemeint und sollte vor allem dazu dienen, Zwangsprostitution einzudämmen. Leider ist das Gegenteil der Fall. Prinzipiell hilft immer ein Dialog aller Beteiligten, ganz egal welcher Branche, um die Kommunikation und das Verständnis miteinander und füreinander zu stärken. Auch sollten die Beratungsstellen (wie z.B. Hydra oder der Bundesverband Sexuelle Dienstleistungen e.V.) viel mehr unterstützt, gefördert und angehört werden."

Welche Rolle spielt dabei die gesellschaftliche Akzeptanz der Tätigkeit? Haben Sie den Eindruck, dass sich unsere Gesellschaft hierbei zum Besseren entwickelt?

"Die gesellschaftliche Akzeptanz steigt mit zunehmender Aufklärung. Ein offener Umgang mit dem Thema Sexarbeit ist wichtig. Darum bin ich und auch viele meiner KollegInnen gerne bereit, Rede und Antwort zu stehen und so auch mit vielen Vorurteilen aufzuräumen. Wenn die Leute verstehen, dass Prostitution nicht immer schmutzig und mit Zwang behaftet ist, steigt auch die Toleranz und vor allem die Akzeptanz. Wenn mich z.B. jemand auf einer Party fragt, was ich beruflich mache, antworte ich ihm oder ihr, dass ich als klassische Domina tätig bin und mein eigenes Studio betreibe. Meist sind die Leute dann interessiert an meiner Tätigkeit und brennen darauf, mehr zu erfahren. Vor 6, 7 Jahren war das noch völlig anders. Damals wandten sich eindeutig mehr Leute von mir ab, wenn ich von meinem Beruf erzählte. Insofern sehe ich da eine positive Entwicklung und hoffe, dass die Toleranz in der Gesellschaft weiter wächst.

Die Gesellschaft ist in den vergangenen Jahren zunehmend bunter und vielfältiger geworden, sowohl was die Geschlechterfrage als auch die sexuelle Orientierung betrifft."

Fühlen Sie sich von den Interessenvertretungen / Verbänden in Deutschland gut vertreten?

"Ich bin Mitglied im Bundesverband Sexuelle Dienstleistungen e.V. und muss sagen, dass ich mich insbesondere zu Beginn der Corona-Krise dort sehr gut beraten und gut aufgehoben gefühlt habe. Es ist gut und wichtig, sich mit KollegInnen austauschen zu können und ich bin der festen Überzeugung, dass Interessenverbände wichtig sind, um auch politisches Gehör zu finden."

Vielen herzlichen Dank für dieses Interview, Lady Susan!

ZUSAMMENFASSUNG

Wie das Experteninterview mit Lady Susan aufzeigt, gibt es bei uns in Deutschland trotz aller Verbesserungen während der letzten Jahre noch einige Baustellen. Positiv zu sehen ist auf jeden Fall die wachsende gesellschaftliche Akzeptanz von Sexarbeit in Deutschland. Denn gesellschaftliche Stigma sind für jede soziale Gruppe schlecht und machen damit auch die Gesamtgesellschaft nicht zu einem besseren Ort. Es scheint aber, als wäre der Gesetzgeber, also die Politik, noch nicht so ganz in der gesellschaftlichen Realität angekommen. Denn ein verpflichtender Prostitutionsausweis ist tatsächlich eine ungewöhnliche Vorschrift, wenn man bedenkt, dass es so etwas für andere Berufe nicht gibt, ausgenommen vielleicht Arztausweise und Pilotenscheine, was aber einen sehr schiefen Vergleich zu unserem Thema darstellen würde. Viele SexarbeiterInnen wollen einfach nicht, dass ihnen der Prostitutionsausweis z.B. an der Supermarktkasse oder in anderen sozialen Situationen zufällig aus dem Geldbeutel fällt, was ja deren gutes Recht ist. Man könnte dies zum Beispiel damit lösen, wie auf dem Bau das Mitführen eines Sozialversicherungsausweises vorzuschreiben. Die staatlichen Hilfen für SexarbeiterInnen in der Coronakrise haben gezeigt, dass die Politik die legal in der Prostitution tätigen Personen inzwischen ein ganzes Stück weit ernst nimmt und anerkennt. Trotzdem sollten die Interessenvertretungen der SexarbeiterInnen politisch noch deutlicher gehört und vor allem deren Expertise bei der Aktualisierung der bestehenden Gesetze viel stärker berücksichtigt werden. Zusammenfassend können wir daher festhalten, dass die ehrliche Kommunikation zwischen den gesellschaftlichen Akteuren das A und O ist. Wo verschwiegen und kriminalisiert wird, das zeigen auch die Untersuchungsergebnisse unserer Studie, da führt es nicht zum Guten. Und das im Endeffekt für alle Beteiligten, auch für die, die sich eigentlich gegen die Akzeptanz von Sexarbeit aussprechen. Wir sind gespannt auf die weitere Zukunft, denn eine gesellschaftliche Liberalisierung wird in westlichen Ländern nur sehr selten langfristig aufgehalten und noch seltener zurückgedreht.


Quellen:

  • ABEL, G., FITZGERALD, L., & BRUNTON, C. (2009). The Impact of Decriminalisation on the Number of Sex Workers in New Zealand. Journal of Social Policy, 38(3), 515-531. doi:10.1017/S0047279409003080
  • Benoit, C., Smith, M., Jansson, M. et al. Canadian Sex Workers Weigh the Costs and Benefits of Disclosing Their Occupational Status to Health Providers. Sex Res Soc Policy 16, 329–341 (2019). https://doi.org/10.1007/s13178-018-0339-8
  • Church, Henderson, Barnard, Hart: BMJ. 322 (7285): 524-525
  • Cunningham & Kendall. (2011). Prostitution 2.0: The changing face of sex work. Journal of Urban Economics, 69(3), 273-287.
  • Organization for Economic Development and Cooperation (OECD), Better Life Index (https://www.oecdbetterlifeindex.org/)
  • Philippe Adair & Oksana Nezhyvenko, Assessing how large is the market for prostitution in the European Union. Éthique et économique / Ethics and economics, Éthique et économique, 2017, 14 (2), pp.116-136 (Table 4).
  • Swedish Government, The Ban against the Purchase of Sexual Services. On evaluation 1999–2008. (SOU 2010: 49), pp.20.
  • The Canadian Alliance for Sex Work Law Reform, Membership list (https://sexworklawreform.com/about-us/member-groups/)
  • The International Committee on the Rights of Sex Workers in Europe, Membership list (https://www.sexworkeurope.org/about-us/membership)
  • Wikipedia, List of red-light districts (https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_red-light_districts)
  • Wikipedia, Prostitution in Europe (https://en.wikipedia.org/wiki/Prostitution_in_Europe)
  • Wikipedia, Sex worker organizations in New Zealand (https://en.wikipedia.org/wiki/Category:Sex_worker_organizations_in_New_Zealand)

Definitionen

  1. Rechtliche Situation: Die Rechtmäßigkeit von Prostitution varriert zwischen vollständiger Legalität (legal und reguliert), Abolitionismus (legal, aber unreguliert), Neo-Abolitionismus (Sexarbeit erlaubt, Sexkauf und Sexkaufvermittlung verboten) und Prohibition (Sexarbeit und Sexkauf verboten). Informationen zur rechtlichen Situation in allen Staaten wurden dem hinreichend belegten Wikipedia-Artikel zu "Prostituion in Europe" entnommen.
  2. Interessenvertretung: Organisationen, die sich aktiv für die Rechte von SexarbeiterInnen einsetzen, stärken das öffentliche Mitspracherecht dieser marginalisierten Gruppen. Eine Auflistung an tätigen Interessenvertreter-Organisationen wurde dem Dachverband International Committee on the Rights of Sex Workers in Europe entnommen. Das Ergebnis erlaubt eine Einschätzung über die Aktivität von Interessensvertreter im Bereich Sexarbeit. Die tatsächliche Gesamtzahl der Interessenvertretungen kann abweichen.
  3. Sozialer Zusammenhalt: In allen untersuchten Ländern befinden sich SexarbeiterInnen in einer stigmatisierten und marginalisierten Position, selbst wenn der rechtliche Status legalisiert und reglementiert ist. Ein ausgewogener soziales Zusammenhalt beschreibt einen Zustand, in denen Beziehungen einer Person auch in schwierigen Zeiten den Rücken stärken können. Eine Einschätzung über die Qualität des sozialen Zusammenhalts wurde dem "Better Life Index" der Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit entnommen. Die Angabe beschreibt den Prozentsatz der Personen, die Verwandte oder Freunde haben, auf die sie sich im Notfall verlassen können.
  4. Rotlichtviertel: Amüsiermeilen und Rotlichtviertel bietet einen relativ geschützten, öffentlichen Raum in dem Sexarbeit angeboten und wahrgenommen werden darf. Eine Auflistung einschlägig bekannter Rotlichtviertel wurde dem hinreichend belegten Wikipedia-Artikel "List of red-light districts" entnommen. Um die Länder in diesem Faktor vergleichen zu können, zeigt das Ergebnis eine Gesamtzahl pro 10 Millionen Einwohner.
  5. Straßenprostitution: SexarbeiterInnen, die ihre Dienstleistungen in der Öffentlichkeit bzw. auf der Straße anbieten, erfahren deutlich öfter Gewalt als SexarbeiterInnen, die in geschlossenen Räumen, wie in Bordellen, Massagesalons o. ä. arbeiten (vgl. Church, Henderson, Barnard, Hart: BMJ. 322 (7285): 524–525). Der Anteil an SexarbeiterInnen, die in der Straßenprostitution tätig sind, stammt, mit Ausnahme von Schweden, aus: Philippe Adair, Oksana Nezhyvenko. Assessing how large is the market for prostitution in the European Union. Éthique et économique/Ethics and economics, Éthique et économique, 2017, 14 (2), pp.116-136 (Table 4). Der Wert für Schweden stammt aus dem Schwedischen Regierungsbericht "The Ban against the Purchase of Sexual Services. An Evaluation 1999–2008. (SOU 2010:49), pp.20.

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Sexarbeiterinnen in Köln
Sexarbeiterinnen in Berlin
Sexarbeiterinnen in München

SexarbeiterInnen gehören einer der vulnerabelsten Berufsgruppen in unserer Gesellschaft an. Die angebotenen Dienstleistungen, aber auch sämtliche Begriffe rund um Prostitution und Sexarbeit, sind beispielos geprägt von negativen Vorstellungen, die die anspruchsvollen Tätigkeiten von Escorts, MasseurInnen, Callgirls und -Boys, SexualtassistentInnen und Dominas abwerten und als verwerflich und unmoralisch brandmarken.

Dabei ist freiwillige Sexarbeit eine Erwerbstätigkeit, die anderen ökonomischen Tätigkeiten im Dienstleistungssektor prinzipiell gleichgesetzt werden kann. Wie auch bei gesellschaftlich mehr akzeptierten Berufsgruppen setzen sich hier engagierte Menschen mit vielfältigen Kompetenzen täglich mit den körperlichen, psychischen und sozialen Bedürfnissen ihrer Kunden und Kundinnen auseinander. Wir von LustMag wollen unterstützen, dass der ideale Arbeitsplatz von SexarbeiterInnen selbstbestimmt, entkriminalisiert, gewalt- und stigma-frei und, im Sinne der Interessen der Berufsgruppe, rechtlich reguliert sein muss.

Mit einer Studie haben wir untersucht, inwiefern die Mitgliedstaaten der Europäischen Union und Großbritannien wünschenswerte Arbeitsbedingungen für SexarbeiterInnen bieten. Dabei sind wir uns bewusst, dass die Situation in der Branche täglich auch von kriminellen Strukturen bedroht wird. Deswegen haben wir eine Vielzahl von wissenschaftlichen Daten aus sämtlichen Ländern analysiert, die uns eine Einschätzung über Bedingungen für SexarbeiterInnen vor Ort erlauben. Neben den nationalen rechtlichen Standards interessierten uns vor allem die lokale Verbreitung von Interessenvertretungen und von sogenannten Rotlichtvierteln, die allgemeine Qualität des sozialen Zusammenhalts und der Anteil an SexarbeiterInnen, die in der öffentlichen Straßenprositution tätig sind. Das Ergebnis ist eine Rangliste der Länder mit den besten Bedingungen für freiwillige Sexarbeit.

Methodik

Um eine Rangliste der Länder, die die besten Bedingungen für freiwillige Sexarbeit bieten, wurden alle EU-Mitgliedsstaaten und Großbritannien auf verschiedene Faktoren untersucht. Dazu gehören die rechtliche Situation für Prostitution, die Verbreitung ausgewiesener Rotlichtviertel, der Anteil an SexarbeiterInnen, die öffentliche Prostition (Straßenprostitution, Straßen- oder Autostrich) betreiben, sowie die Verbreitung von Organisationen, die die Interessen von SexarbeiterInnen verteten und eine Einschätzung über die nationale Qualität des sozialen Zusammenhalts.

Aufgrund unvollständiger oder fehlender Daten und, um eine Vergleichbarkeit der Länder zu gewährleisten, konnten die EU-Staaten Irland, Litauen, Kroatien, Malta und Zypern nicht in die finale Rangliste aufgenommen werden.

Definitionen und Quellen

Rechtliche Situation: Die Rechtmäßigkeit von Prostitution varriert zwischen vollständiger Legalität (legal und reguliert), Abolitionismus (legal, aber unreguliert), Neo-Abolitionismus (Sexarbeit erlaubt, Sexkauf und Sexkaufvermittlung verboten) und Prohibition (Sexarbeit und Sexkauf verboten). Informationen zur rechtlichen Situation in allen Staaten wurden dem hinreichend belegten Wikipedia-Artikel zu "Prostituion in Europe" entnommen.

Interessenvertretung: Organisationen, die sich aktiv für die Rechte von SexarbeiterInnen einsetzen, stärken das öffentliche Mitspracherecht dieser marginalisierten Gruppen. Eine Auflistung an tätigen Interessenvertreter-Organisationen wurde dem Dachverband International Committee on the Rights of Sex Workers in Europe entnommen. Das Ergebnis erlaubt eine Einschätzung über die Aktivität von Interessensvertreter im Bereich Sexarbeit. Die tatsächliche Gesamtzahl der Interessenvertretungen kann abweichen.

Sozialer Zusammenhalt: In allen untersuchten Ländern befinden sich SexarbeiterInnen in einer stigmatisierten und marginalisierten Position, selbst wenn der rechtliche Status legalisiert und reglementiert ist. Ein ausgewogener soziales Zusammenhalt beschreibt einen Zustand, in denen Beziehungen einer Person auch in schwierigen Zeiten den Rücken stärken können. Eine Einschätzung über die Qualität des sozialen Zusammenhalts wurde dem "Better Life Index" der Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit entnommen. Die Angabe beschreibt den Prozentsatz der Personen, die Verwandte oder Freunde haben, auf die sie sich im Notfall verlassen können.

Rotlichtviertel: Amüsiermeilen und Rotlichtviertel bietet einen relativ geschützten, öffentlichen Raum in dem Sexarbeit angeboten und wahrgenommen werden darf. Eine Auflistung einschlägig bekannter Rotlichtviertel wurde dem hinreichend belegten Wikipedia-Artikel "List of red-light districts" entnommen. Um die Länder in diesem Faktor vergleichen zu können, zeigt das Ergebnis eine Gesamtzahl pro 10 Millionen Einwohner.

Straßenprostitution: SexarbeiterInnen, die ihre Dienstleistungen in der Öffentlichkeit bzw. auf der Straße anbieten, erfahren deutlich öfter Gewalt als SexarbeiterInnen, die in geschlossenen Räumen, wie in Bordellen, Massagesalons o. ä. arbeiten (vgl. Church, Henderson, Barnard, Hart: BMJ. 322 (7285): 524–525). Der Anteil an SexarbeiterInnen, die in der Straßenprostitution tätig sind, stammt, mit Ausnahme von Schweden, aus: Philippe Adair, Oksana Nezhyvenko. Assessing how large is the market for prostitution in the European Union. Éthique et économique/Ethics and economics, Éthique et économique, 2017, 14 (2), pp.116-136 (Table 4). Der Wert für Schweden stammt aus dem Schwedischen Regierungsbericht "The Ban against the Purchase of Sexual Services. An Evaluation 1999–2008. (SOU 2010:49), pp.20.

Berechnung

Die Ergebnisse aller einzelner Faktoren wurden mit einer Punktzahl auf einer Skala von 0 bis 100 normiert. Ein Wert von 100 entspricht der besten Bedingung für Sexarbeit. Ein Wert von 0 entspricht der schlechtesten Bedingung für Sexarbeit. Jeder Faktor wurde dann entweder einer Kategorie "Umfeld" oder "Gemeinschaft" zugeordnet, wobei jede dieser beiden Kategorien 50% zur Endpunktzahl beiträgt. Innerhalb der Kategorie "Umfeld" haben wir einen hoch gewichteten Koeffizienten für den rechtlichen Status angewandt, da dieser Faktor von grundlegender Bedeutung für die Akzeptanz, die Stigmatisierung und das Wohlbefinden von Sexarbeiterinnen ist. Abschließend wurden die Punktzahlen beider Kategorien erneut standardisiert, um das endgültige Bewertungsergebnis zu erhalten

Um Ergebnisse zu standardisieren, wurde die folgende Normalisierungsformel verwendet:
Punktzahl = 100 x ((X - Xmin)/(Xmax-Xmin))

Die Untersuchung wurde am 10. Mai 2021 abgeschlossen.