Das sogenannte Petplay gilt als ein beliebtes Teilgebiet aus dem BDSM-Kosmos, bedeutet aber erstmal lediglich, dass sich Menschen als Tier verkleiden und sich im sexuellen Kontext als ein solches verhalten. Sounds like fun!, kann man da sagen und das zu Recht. Denn gerade im Spiel mit der Lust sind den Fantasien keine Grenzen gesetzt. Aber was genau hat es mit dem Petplay auf sich, um welche Rollen geht es und warum sind so viele Leute Fan davon? In diesem Artikel gehen wir auf Spurensuche.
Wann die ersten Menschen damit begonnen haben, sich mit Petplay gegenseitig aufzugeilen, kann heute nicht mehr genau festgestellt werden. Angeblich gab es bereits im 17. Jahrhundert Erwähnungen davon in der entsprechenden erotischen Literatur. Vielleicht reicht das ganze aber auch noch viel weiter zurück, schließlich ist auch der Mensch ein Säugetier und lebt seit Jahrtausenden mit Haus- und Nutztieren zusammen und kennt daher die Tierwelt. Da gab es also viel Zeit für Inspiration und ist es nicht auch gerade das animalische im Menschen, das bei wildem Sex zum Vorschein kommt? Nun, genau so könnte es sein, kein Wunder also, dass so Manche(r) dann den konsequenten Weg geht und sich auch optisch unseren tierischen Verwandten anpasst.
Was macht die Ästhetik von Petplay aus?
Die Nähe der Petplay-Szene zum BDSM wird bereits durch den meistens verwendeten Kleidungsstil deutlich. Denn es dominieren enge Lederanzüge in Schwarz, andere Farben sind manchmal zu sehen, vor allem Rot, aber einen strengen Kodex diesbezüglich gibt es nicht. Nur eines fällt auf: kaum jemand versucht, tatsächlich wie ein Tier auszusehen oder sich als ein Stofftier zu verkleiden. Das altbekannte Lack & Leder aus den Bereichen Fetisch und Bizarr dominiert klar, wenn man sich auf einschlägigen Veranstaltungen umschaut. Mittlerweile gibt es in jeder größeren Stadt die Möglichkeit, sich mit Gleichgesinnten zu treffen und unterschiedliche Formen des Petplays auszuprobieren. Denn Petplay ist nicht gleich Petplay, für welches Tier und welche Art der ‘Haltung’ soll man sich da entscheiden? Am Besten einfach ausprobieren, die Möglichkeiten sind vielfältig.
Beliebt im Petplay: der Hund
Eines der verbreitetsten Varianten im Petplay ist das Dogplay, bei dem mindestens eine Person in die Rolle eines Hundes schlüpft. Dabei wird oftmals eine charakteristische Hundemaske aus schwarzem Leder getragen, ein Accessoir, welches auf BDSM-Events sehr häufig zu sehen ist und fast schon ikonographischen Status erreicht hat. Beim Dogplay wird der Hund oder die Hündin von seinem/ihrem Herrchen/Frauchen gerne auch in der Öffentlichkeit oder auf passenden Partys an der Leine geführt, zu einem Gassi bzw. Dogwalk. Die Person in der Rolle des Hundes gibt dabei viel Autonomität auf und horcht auf Befehle, wie sie so auch echten Hunden erteilt werden. “Mach Sitz”, “mach Platz” und so weiter gehören dabei selbstverständlich noch zu den harmloseren Variationen dessen, was sich die Interessierten dabei einfallen lassen können, sind es doch auch die daraus resultierenden sexuellen Möglichkeiten, die ihren besonderen Reiz entfalten.
Das Horseplay als beliebte Variation
Die vielleicht zweitpopulärste Art des Petplays ist das sogenannte Horseplay. Wie der Name schon beschreibt, geht es dabei darum, sich als Pferd zu verkleiden und sich dementsprechend zu verhalten. Dies bringt viele Möglichkeiten mit sich. So kann auf einem Pferd natürlich geritten werden, es kann gestriegelt oder gefüttert werden und es eignet sich hervorragend dazu, eine Kutsche zu ziehen, was auf größeren BDSM-Events gerne gesehen und beobachtet werden kann. Wie bei allen anderen Petplays gibt es auch für das Horseplay zahlreiche passende Kleidungsstücke und Ausstattungen käuflich zu erwerben, neben Pferdemasken auch Sättel, Huf-Schuhe, Harnische mit Zügeln und vieles mehr. Das Motiv vom Menschen als Pferd, bzw. als eine Mischform aus beidem, reicht dabei übrigens mindestens dreitausend Jahre zurück, seitdem tritt der ‘Kentaur’ in Europa immer wieder kulturell in Erscheinung. Das Interesse am Mensch als Pferd haben wir somit quasi bereits in den Genen.
Weniger bekannt: Rosa Bereich des BDSM
Als kurzer Exkurs sei hier kurz erwähnt, dass der ‘herkömmliche’ Bereich des BDSM auch als schwarzer Bereich bezeichnet wird. Zusätzlich gibt es beispielsweise noch den weißen Bereich, unter welchem alle Arten von Doktor- und Klinikspielen zusammengefasst werden. Wahrscheinlich deutlich weniger bekannt ist der rosa Bereich, der auch das Pigplay umfasst. Während es beim Pigplay an sich noch ganz harmlos zugehen kann und sich einfach jemand wie ein Schwein verhält und dabei grunzt und quiekt wie die echten Tiere, umfasst der rosa Bereich sogar so ungewöhnliche Dinge wie Schweinemast und sogar Scheinschlachtungen. Was dabei genau die Hintergründe des Lustempfindens sind, erschließt sich uns persönlich noch nicht so ganz, aber es ist ja bekanntlich erlaubt, was gefällt und niemanden ernsthaft verletzt. Von dem her wären hier weiterführende Berichte aus erster Hand wahrscheinlich ganz interessant.
Petplay ist vielfältig
Neben den genannten Rollenspielen des Petplay gibt es noch viele weitere Nuancen dieses Phänomens. Man denke nur an die in vielerlei Hinsicht beliebten Catsuits, die nicht nur im Comic Catwoman zu finden sind, sondern auch heutzutage auf den unterschiedlichsten Partys, an Halloween oder wo auch immer regelmäßig angetroffen werden können. Oder die berühmten Playboy-Bunnys mit ihren witzigen Löffel-Ohren auf dem Kopf und dem Bommel-Schwänzchen an den Höschen. Die Verbindung von erotisierenden Tier-Verkleidungen und sexueller Lust mit einer Prise Humor kennt also viele Erscheinungsformen. Wir Menschen lieben es einfach, uns zu verkleiden und in unterschiedliche Rollen zu schlüpfen. Gerade im sexuellen Bereich ist das Petplay dabei nur eine von vielen Möglichkeiten. Viel Spaß beim Ausprobieren!