Die mächtigsten Huren aller Zeiten – Gewinnerinnen männlicher Machtspiele
Veröffentlicht 10th Dezember, 2020
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In der Geschichte waren Sex, Geld und Macht oft untrennbar verbunden. Einige Frauen machten sich dies zunutze und erlangten als Hure, Hetäre, Kurtisane oder Mätresse großes Ansehen und fürstlichen Reichtum. Dieser Artikel gibt Einblicke in die Lebenswege von einigen der bekanntesten Liebesdamen aller Zeiten.
Geht es in Diskussionen um die käufliche Liebe, wird oftmals hervorgehoben, wie das Geld und die Macht der Männer den Möglichkeiten der Frauen überlegen sei, und dadurch ein ungerechtes Machtgefälle zwischen den Geschlechtern entstehen würde. In diesen Aussagen und Meinungen liegt sicherlich einiges an Wahrheit, vor allem wenn teilweise treffende Stichworte wie Straßen-, Elends- oder Drogenprostitution aufkommen. Doch neben den genannten Arten der Prostitution gibt es noch viele weitere, bei denen es zu einer deutlichen Rollenumkehr kommt. Es ist ja eher selten die Rede davon, dass etwa eine Domina ausgenutzt werden würde und es muss für Menschen, die nicht tiefer mit der Materie vertraut sind erstaunlich sein, wie viele Männer es sind, die nur in der absoluten Unterwerfung durch eine Frau ihr Glück und ihre Befriedigung finden. Dabei ist dies keineswegs eine neuere Entwicklung, die mit dem Lack- und Leder-Trend der 1980er Jahre begonnen hätte. Bereits aus den Jahrhunderten vor unserer Zeitrechnung stammen die frühesten uns bekannten schriftlichen Erwähnungen der käuflichen Geschlechtsliebe, die manchen Frauen einen großen Reichtum ermöglichte. Ein gewisser Archilochus aus dem antiken Griechenland erwähnte bereits im 7. Jahrhundert v. Chr. in seinen Schriften eine Frau, die für ein Auskommen ihre erotischen Dienste anbot. Die nur teilweise überlieferten Gedichte von Archilochus gelten als mit die ältesten uns bekannten Zeugnisse einer solchen Tätigkeit bzw. Rolle in der Gesellschaft. Im Laufe der Jahrhunderte haben sich einige Liebesdamen unter Verwendung verschiedener Titel einer hohen Stellung im sozialen Gefüge ihrer Zeit ermächtigt. Im weiteren Verlauf dieses Artikels sollen die erfolgreichsten, bekanntesten und mächtigsten Huren aller Zeiten hervorgehoben und Einblicke in ihre legendären Machenschaften gewährt werden.
Antikes Griechenland – Sklaverei und Luxus
Es dürfte kaum verwundern, dass im Griechenland der Antike, die Prostitution eine ziemlich unfreie Angelegenheit war. Leibeigene, sogenannte Flötenmädchen (auch: Aulétides), standen der männlichen Mehrheit im alten Athen in großer Anzahl und zu günstigen Preisen zur Verfügung – sowohl zur musikalischen Unterhaltung als auch zur Erfüllung jeglicher sexueller Begierden. Zeitweise deckelte sogar der damalige Staat den Höchstpreis, den eine gewöhnliche Hure für ihre Dienste verlangen durfte, auf zwei Drachmen. Der Verkehr mit den Flötenmädchen war gesellschaftlich akzeptiert, auch weil es männlichen Athener Bürgern bis etwa zum 30. Lebensjahr strengstens verboten war, Kontakt zu weiblichen Bürgerinnen zu haben, die nicht der unmittelbaren Verwandtschaft angehörten. Von den quasi als Sexsklavinnen dienenden Flötenspielerinnen, die man bestenfalls mit den japanischen Geishas vergleichen könnte, unterschieden sich die höher gestellten Hetären. Diese hoben sich in Ansehen und Preis stark von der leicht verfügbaren Masse der Lustmädchen ab und brachten es durch taktische Verführungen teilweise zu einer hohen gesellschaften Stellung. Auch wenn manche Einzelheiten zur wahren Bedeutung der Hetären als historisch unklar gelten, haben es einige von ihnen in die Geschichtsbücher geschafft.
Hervorzuheben wäre dabei etwa die Phryne, eine Hetäre die im 4. Jahrhundert v. Chr. lebte und es zu großem Ansehen und Wohlstand in Griechenland gebracht hatte. Aufgewachsen als arme Kapernhändlerin in Thespiai, ging sie ab der Zeit ihres Umzugs nach Athen zahlreiche Verhältnisse mit reichen Männern ein. Ihre als atemberaubend beschriebene Schönheit schien ihr den finanziellen und gesellschaftlichen Aufstieg relativ leicht gemacht zu machen. Berühmte Bildhauer der damaligen Zeit sollen ihr Aussehen als Vorlage für ihre Statuen von Aphrodite genommen haben, der Göttin von Liebe und Lust. Bis heute berühmt ist die Aphrodite von Knidos, gefertigt von Praxiteles zu Lebzeiten Phrynes. Römische Kopien des Werks stehen heute sowohl in den Vatikanischen Museen in Rom als auch im Louvre in Paris. Phryne soll so schön gewesen sein, dass sie bei einer Gerichtsverhandlung nur eine Brust entblößen musste, um für unschuldig erklärt zu werden. Diese Überlieferung inspirierte den Maler Jean-Léon Gérôme im Jahr 1861 zu seinem Werk “Phryne vor dem Areopag”, welches bis heute zahlreiche Besucher in die Hamburger Kunsthalle lockt.
Ausschweifung und neue Sitten im Römischen Reich
Wie es dagegen im benachbarten Rom zuging, kann aufgrund mangelhafter Quellenlage gar nicht so genau rekonstruiert werden. Artefakte wie einzelne Aufschriebe, Gasthofrechnungen, Inschriften an Mauern, Wandgemälde und bemaltes Geschirr geben aber Hinweise darauf, wie weitreichend die Prostitution im Römischen Reich verbreitet gewesen sein muss. Um es ganz klar zu sagen, sie war sehr verbreitet und oftmals sogar Teil des Service-Angebotes eines gewöhnlichen Hotels. Der Besitz und Erwerb von Sklaven beider Geschlechter war weit verbreitet und galt als keineswegs anrüchig, die sexuelle ‘Nutzung’ der Genannten war völlig normal und wurde erst ab dem 5. Jahrhundert n. Chr. mit zunehmender Christianisierung mehr und mehr eingeschränkt. Davor sah es so aus, dass sich mit Prostitution schlichtweg deutlich mehr Geld verdienen lies als mit einem Handwerk, unter den damaligen harten Lebensbedingungen fiel die Berufswahl dann wohl nicht allzu schwer, um die größte Not, den größten Hunger zu vermeiden.
Unter diesen Umständen hervorzuheben ist Valeria Messalina, die bis 48 n. Chr. lebte und die dritte Frau des römischen Thronfolgers Claudius war. Aus besten Verhältnissen stammend, galt sie erst lediglich als gute Partie für den zwanzig Jahre älteren werdenden Kaiser. Erst später stellte sich ihre extreme Neigung zu heftigsten Intrigen und Ausschweifungen heraus. Angeblich soll sie neben mehreren Mordaufträgen zur Beseitigung von NebenbuhlerInnen aus ihrem Umfeld auch zahlreiche sexuelle Eskapaden befohlen haben, die selbst in der damaligen Zeit für Aufregung sorgten. So soll sie viele adlige Damen gezwungen haben, vor ihren und den Augen derer Gatten Ehebruch zu begehen und drohte Männern die sie selbst verschmähen wollten mit Gefängnis. Laut manchen Quellen war sie eine ausgeprägte Nymphomanin, ein Attribut mit dem bis heute einige Huren für sich werben und obwohl Valeria an erster Stelle keine ‘echte’ Prostituierte war, so schlich sie sich angeblich von Zeit zu Zeit verkleidet aus ihrem Palast, um sich in einem gewöhnlichen Bordell stundenlang einer hohen Zahl von Freiern anzubieten. Historisch wurde ihr angeblicher Wettbewerb mit Roms berühmtester Hure Scylla. Der Überlieferung nach lieferten sich die beiden Frauen einen Wettstreit in sexueller Ausdauer, welchen Velaria nach 25 Männern für sich entschied. Zur damaligen Zeit gab es übrigens noch keinerlei tödliche Geschlechtskrankheiten wie Syphilis oder AIDS – herrliche Bedingungen herrschten also, zumindest in gewisser Hinsicht.
Ebenfalls bis heute unvergessen ist Theodora von Byzanz, die bis 548 n. Chr. lebte. Ihr Vater war wohl Bärentrainer im Hippodrom von Konstantinopel, ihre Mutter Schauspielerin. Als der Vater früh verstarb, folgte sie nach historischen Quellen ihrer großen Schwester bereits in jungen Jahren in ein Bordell. Andere interpretieren die Aufschriebe etwas anders: Theodora wurde bereits früh eine Schauspielerin. Allerdings war es damals normal in Konstantinopel, dass zum Beruf der Schauspielerei auch pornographische Handlungen auf der Bühne und sexuelle Gefälligkeiten für zahlende Kunden aus dem Publikum gehörten. Aus heutiger Sicht könnte man daher durchaus von einer Form der Prostitution sprechen, der sie beruflich nachging. Nach einige Umwegen über Nordafrika und Alexandria, ließ sie sich nach vielen Jahren wieder in Konstantinopel nieder, wo sie angeblich als Wollspinnerin arbeitend Justinian kennenlernte, den Senator und Thronfolger seines Onkels Kaiser Justin I. Der gnädige Onkel hob extra für seinen Neffen ein Gesetz auf, welches einem Mann vom Rang eines Senators verbot, eine Schauspielerin zu heiraten. Nach der Hochzeit wurde ihr Gatte Justinian bald zum Kaiser des Ost-Römischen Reichs gekrönt und Theodora wurde damit zur Kaiserin. Von der Sextänzerin bzw. Prostituierten zur Kaiserin, das hat es nicht oft gegeben in der Geschichte. Je nach Quelle gilt sie als eine der frühesten Verfechterinnen von Frauenrechten und soll später unter anderem Zwangsprostitution sowie Zuhälterei verboten haben. Ein Novum in einer von echter Sklaverei geprägten Gesellschaft. Zu Lebzeiten wurde ihr eine bis ins extreme ausgeprägte Sexualität nachgesagt und sie als besonders autoritäre Herrscherin beschrieben.
Die Renaissance: Päpste, Könige und Huren
Aus dem Mittelalter, also etwa den Jahren von 500 bis 1400 n. Chr., sind nur wenige namentliche Erwähnungen von Huren bekannt. Weil zu diesen Zeiten aber lediglich etwa 30% der Männer heiraten durften, war die käufliche Liebe gesellschaftlich wohl relativ akzeptiert. Auch von staatlicher Seite, weil die damalige Obrigkeit durch Steuern oftmals kräftig mitverdiente und staatliche ‘Frauenhäuser’ zu diesem Zwecke und zur besseren Kontrolle der Prostitution etabliert waren. Die ‚Dirnen‘ mussten damals aber meist eine bestimmte Kleidung tragen die ihren Beruf verriet und wurden mal mehr, mal weniger ausgegrenzt, zu bestimmten Anlässen aber auch in offizielle Veranstaltungen integriert. Dies änderte sich ein Stück weit mit dem Anbruch der Ära der Renaissance, die vom 14. bis 16. Jahrhundert n. Chr. andauerte. In dieser Zeit fand eine Rückbesinnung auf den antiken Geist statt, Wissenschaft und Kunst wurde eine neue Zuwendung zuteil, die es so seit spätrömischer Zeit nicht mehr gegeben hatte; der Humanismus setzte sich durch. Die Renaissance gilt allerdings auch als die Hochzeit der Prostitution, sowie als Zeit der Entfaltung des eng verwandten Kurtisanen-, und Mätressenwesens. Eine Kurtisane war übrigens eine Frau, die sich durch erotische Gefälligkeiten die Zuneigung sowie die damit verbundene Zahlung eines hohen Unterhalts von einem oder mehreren hochrangigen bzw. sehr reichen Männern sicherte. Als Mätresse wiederum wurden Frauen benannt, welche die offizielle Geliebte eines mächtigen Hochadligen waren. Oftmals waren Kurtisanen und Mätressen hochgebildete, intelligente Frauen, die wussten, wie sie ihre gesellschaftlich unterprivilegierte Stellung als Frau durch taktische Beziehungen verbessern konnten. Einige HistorikerInnen betonen daher die damaligen Möglichkeiten zur Emanzipation durch Prostitution. Viele erfolgreiche Frauen haben sich in diesen Zeiten besonders hervorgetan und eine durchaus große, umfassende Machtfülle erlangt.
Unmöglich hier nicht zu erwähnen ist Imperia Cognati, genannt La Divina, die Göttliche. Ihre Herkunft ist nicht genau geklärt, aber ihr Lebenswandel in Rom in höchstem Wohlstand, ist bis zu ihrem Tod 1512 ausreichend dokumentiert. Früh nahm ein steinreicher Bankier sie zur Kurtisane, sie soll bald selbst über zwei stattliche Villen verfügt haben. Zu ihren vielen Geliebten gehörte der spätere Kardinal Jacopo Sadoleto, der päpstliche Sekretär Angelo Colocci, berühmte Dichter sowie der Maler und Architekt Raffael, einer der bedeutendsten Künstler der Renaissance und Mitgestalter der Sixtinischen Kapelle im Vatikan. Imperia gilt als die Personifizierung der Doppelmoral sowohl von weltlicher Obrigkeit als auch der Kirche, da sie mit den mächtigsten Staatsmännern und Kirchenfürsten ihrer Zeit wortwörtlich verkehrte. In Anlehnung an Imperia Cognati wurde im Jahr 1993 in der deutschen Stadt Konstanz eine neun Meter hohe Statue am Ufer des Bodensees enthüllt. Die Imperia Statue zeigt eine leicht bekleidete Frau, die auf einer Hand den König und auf der anderen den Papst trägt. Sie gilt als die weltweit größte Statue einer Prostituierten und hält die Erinnerung an eine ganz besondere Hure weiter am Leben.
Ein weiteres Beispiel einer hoch erfolgreichen und genauso intelligenten Kurtisane war Tullia d’Aragona, die von 1510 bis 1556 ebenfalls meist in Rom lebte. Auch sie brachte es als Tochter eines Kardinals und einer Kurtisane zeitweise zu großem Wohlstand. Sie umgab sich mit der intellektuellen Elite des Landes und wurde eine angesehene Dichterin und Philosophin. Durch ihr diplomatisches Geschick wurden ihr vielerlei Privilegien zuteil, sie durfte sich sogar kleiden wie eine höhere Dame und musste sich nicht als Prostituierte markieren. Ihre Werke werden bis heute an den Universitäten in Europa und den USA in Vorlesungen besprochen.
Hochgenuss zu Hofe – Mätressen an der Macht
Unter Ludwig dem XV. in Frankreich, der Zeit des Barock, erreichte das Mätressenwesen einen seiner vorläufigen Höhepunkte. Legendär ist seine uneheliche Beziehung zu Jeanne-Antoinette Poisson, die bis heute als Madame de Pompadour weithin bekannt ist. Bereits im Alter von neun Jahren wurde ihr angeblich von einer Wahrsagerin eine Zukunft als Mätresse des Königs prophezeit. Ihre Mutter, ganz konsequent, sorgte daher einige Jahre später für eine häufige räumliche Nähe ihrer Tochter zu Ludwig XV., während seiner Jagdausflüge im Wald von Sénart. Tatsächlich kam dann Eins zum Anderen und Jeanne-Antoinette wurde ab 1745 die offizielle Mätresse des Königs am Hof von Versailles. Durch ihre ausgeprägten zwischenmenschlichen und diplomatischen Fähigkeiten, hielt sie ihren Status bis zu Ihrem Tod 1764 aufrecht. Immer wieder verteidigte sie ihre Position gegen die Königin und andere Nebenbuhlerinnen, etwa den neuen Gespielinnen des Königs, die mit diesem auch Kinder zeugten. Als weiterer Grund für ihren langjährigen Erfolg, gelten ihre intellektuellen und künstlerischen Qualitäten. Denn wie schon bei den Hetären darf eine Mätresse keineswegs ausschließlich auf sexuelle Handlungen reduziert werden. Die Vermittlung von hoher Bildung sowie die Umsetzung hochkultureller aber amüsierender Konzerte und Theater gehörten ebenso zum Verantwortungsbereich einer guten Mätresse. In der historischen Forschung gilt es als umstritten, inwiefern Mätressen der käuflichen Liebe dienten oder ob sie mehr Muse und Freundin waren, quasi Günstlinge. Es scheint manchmal, als habe erst der aufkommende Puritanismus des 19. Jahrhunderts, das Mätressenwesen in ein ungünstiges Licht gerückt. Mit der sinkenden Relevanz des Adels, starb auch langsam die Kultur der Mätressen und Kurtisanen aus. Inwiefern Figuren aus Romanen der auf den Barock folgenden Epochen von Klassik und Romantik wahren Begebenheiten entsprechen, etwa die weltbekannte Kameliendame von Alexandre Dumas, müssen die HistorikerInnen unter sich klären.
Das 20. Jahrhundert – Aufbruch und Regress
Das antike Griechenland, das alte Rom, das Mittelalter, die Renaissance sowie die Zeit des Barocks, waren sicher für alle Menschen alles andere als ein sprichwörtliches Zuckerschlecken. Die gesellschaftlichen Strukturen waren äußerst starr und nur sehr wenigen ausgewählten Personen gelang ein sozialer Aufstieg. In den Jahrzehnten nach Beginn des 20. Jahrhunderts wurden solche prominenten Fälle seltener. Während der Adel zuvor in Dekadenz schwelgte, darbte das gemeine Volk. Doch der Wandel der Gesellschaft vollzog sich in schnellen Schritten, die Industrialisierung und, mit Rückschlägen, die Demokratisierung nahmen ihren Lauf. Der technologische und medizinische Fortschritt sorgte für einen gewissen Wohlstand. Allerdings grassierten tödliche Geschlechtskrankheiten wie die Syphilis, was der ehemaligen Lust an sexuellen Ausschweifungen einen gewissen Einhalt bot. Antibiotika kamen erst ab den 1940er Jahren in die Apotheken. Die Stände wurden aufgelöst und der rechtlich gleichberechtigte Bürger wurde zur Norm.
Unter diesen Umständen machte sich eine gewisse Margaretha Geertruida Zelle, bekannt unter ihrem Künstlernamen Mata Hari, einen Namen. Die gebürtige Niederländerin war ab 1905 in der gehobenen Gesellschaft von Paris als Nackttänzerin bekannt, quasi als eine der ersten Burlesque-Tänzerinnen. Dabei präsentierte sie sich als indische oder indonesische Adelstochter, die seit der Kindheit für den Gott Shiva tanze. Alles erfundene Geschichten, die ihr aber trotzdem für eine zeitlang gewissen Reichtum verschaffte sowie Engagements auf den angesagtesten Bühnen und in den besten Klubs der Stadt. Sie wurde oft kopiert, von reichen Mäzenen umschwärmt und war ein bekanntes Werbegesicht. Zahlreiche Affären und Liebesgeschichten mit den mächtigsten Männern der damaligen Zeit werden ihr nachgesagt und wurden von ihr strategisch klug nur selten dementiert. Allerdings hinterlässt sie Zeit ihres Lebens oft verbrannte Erde und überwarf sich häufig schwer mit ihren GefährtInnen. Als 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, war Mata Hari verschuldet, ihr öffentliches Image war durch Gerichtsverfahren und mediale Skandale ramponiert. Allerdings war sie mit der europäischen Elite von Politik und Militär bestens bekannt und so fügte sie ihren unzählbaren ‘Liebschaften’ noch einige hinzu, um in diesen schwierigsten Zeiten gewisse Privilegien genießen zu können. Durch ihre Angebereien, die wohl eng an Hochstapelei grenzten, ließ sie sich sowohl von den Deutschen, als auch von der Gegenseite, den Franzosen, als Spionin anwerben. Ob man sich echte Erkenntnisse von ihr versprach oder doch nur ein paar hohe Militärs von ihr angetan waren, lässt sich heute nicht mehr zweifelsfrei klären. All die berühmten Politiker und Offiziere mit denen sie schlief hatten am Ende jedoch nicht verhindert, dass sie im Februar 1917 in ihrem Hotelzimmer in Paris festgenommen und nach Verurteilung durch ein französisches Militärgericht im Oktober 1917 von einem Exekutionskommando erschossen wurde. Vielleicht war ja jemand durch ihre Missachtung gekränkt und hatte sie verraten. Unwirklich viele Mythen ranken sich um ihr Leben, genauso wie um ihren Tod. In ihrer Heimatstadt Leeuwarden in den Niederlanden erinnert heute eine Statue an sie, ein Platz wurde nach ihr benannt. 1930 wurde ihre Lebensgeschichte mit Greta Garbo in der Hauptrolle verfilmt. Garbo galt zu dieser Zeit als die schönste Frau der Welt. Spätestens mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs endete die Belle Épocque, die schöne Epoche, schlussendlich. Nachdem die Deutschen jahrelang halb Europa verwüstet hatten, begann ab den 1950er Jahren die Zeit der Stars und Sternchen, der Supermodels und der Playmates des Monats. An welche davon man sich noch in Jahrhunderten erinnern wird, die Zeit wird es zeigen. Aber offen als Hure, gab sich kaum noch eine zu erkennen.