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Neue Statistik meldet Rückgang von Prostitution in Niedersachsen

Das Landesamt für Statistik Niedersachsen in Hannover hat in einer Pressemitteilung die neuesten offiziellen Daten zur Entwicklung der Prostitution in dem Bundesland veröffentlicht. Die Veröffentlichung der aktuellen Statistiken bezieht sich dabei auf das Jahr 2020. Laut den neuen Daten waren im letzten Jahr 2.214 Personen in Niedersachsen als Prostituierte gemeldet. Dies entspricht einem Rückgang der Prostitution in Niedersachsen von 37% im Vergleich zum Vorjahr. Grund für den Rückgang ist mit hoher Wahrscheinlichkeit das weitgehende Prostitutionsverbot durch die Corona-Maßnahmen. Sehr verwunderlich dürfte das nicht sein, schließlich mussten sich viele Menschen während der pandemiebedingten Lockdowns beruflich neu orientieren.

Prostitution in Niedersachsen in Zahlen

81% der gemeldeten SexarbeiterInnen hatten dabei eine nicht-deutsche Staatsangehörigkeit, zumeist aus dem europäischen Ausland. Neben den in der Prostitution in Niedersachsen bzw. dort in der Sexarbeit tätigen Personen, wird auch die Zahl der Prostitutionsbetriebe erfasst. 2020 waren insgesamt 303 Prostitutionsgewerbe in Niedersachsen gemeldet. Davon handelte es sich um 262 Bordelle, 38 oft ‘Love Mobile’ genannte Prostitutionsfahrzeuge und 3 Prostitutionsvermittlungen. Daten dieser Art werden erst seit dem Jahr 2017 umfangreich erhoben, als mit der Einführung des Prostitutionsschutzgesetzes (ProstSchG) die entsprechenden Vorschriften erlassen wurden. Seit dem stehen immer etwa im Juni die Daten für den Vorjahreszeitraum zur Verfügung. 

Aussagefähigkeit der aktuellen Zahlen

Das Landesamt für Statistik in Niedersachsen ist in seiner Vorgehensweise zur Erhebung der Zahlen an die Prostitutions-Statistikverordnung (ProstStatV) gebunden. Die Datengenerierung findet durch sogenannte sekundärstatistische Vollerhebungen statt. Das heißt, es werden die bei den zuständigen Behörden eingehenden Anmeldungen gezählt. Wer sich also nicht offiziell als in der Prostitution/Sexarbeit tätige Person offiziell anmeldet, der/die taucht auch nicht in der jetzt vorgestellten Statistik auf. Viele ExpertInnen weisen darauf hin, dass sich zahlreiche SexarbeiterInnen gar nicht offiziell anmelden, weil sie die Tätigkeit nur vorübergehend oder im Nebenerwerb ausüben, oder weil sie Stigma von Behörden und Gesellschaft befürchten. Dies ist eine altbekannte Herausforderung bei der Erhebung statistisch realistischer Daten über die Branche. Schließlich dienen diese Daten der Politik in Bund und Ländern dazu, die sozialen Unterstützungsleistungen für Sexarbeitende bedarfsgerecht zu planen. 

Corona und die Folgen für die Sexarbeit

Seit Einführung der Prostitutionsgesetze in Deutschland ab 2002 wird diskutiert, in wie fern diese die illegale Prostitution eindämmen. Am Sitz des Landesamts für Statistik Niedersachsens, in Hannover, ist das Erotikportal Erobella.com stark vertreten. Eine Pressesprecherin des Unternehmens äußerte sich auf Anfrage zu den neuen Daten: “Sexarbeit in Deutschland muss legal und sicher sein. Um dieses Ziel zu erreichen, muss der Staat die richtigen Rahmenbedingungen schaffen. Es ist die Verantwortung der Behörden, für verlässliche Zahlen zu sorgen.” Das klingt fast, als wäre noch einiges an der aktuellen Situation zu verbessern. Aber die Sex-Industrie ist eben trotz aller Versuche sie zu normalisieren, eben doch manchmal noch nicht eine Branche wie alle anderen. Von dem her sagen die neuen Zahlen aus Niedersachsen vor allem eines aus: 2020 ging die offizielle Prostitution in Zahlen zurück. Ob im selben Zeitraum viele SexarbeiterInenn damit begonnen haben illegal, auf eigene Rechnung und ungeschützt im Untergrund zu arbeiten, darüber kann nur gemutmaßt werden. Auf jeden Fall zeigt die aktuelle Veröffentlichung aus Niedersachsen, wie kompliziert es sein kann, staatliche Ansätze mit den realen Bedingungen von Prostitution und Sexarbeit in Einklang zu bringen. 

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