Seit Pornographie existiert, steht sie immer wieder im Mittelpunkt öffentlicher Kritik. Heutzutage gilt dies im Besonderen für die großen Porno-Plattformen, welche wohl den Löwenanteil der im Internet angebotenen Pornographie zur Verfügung stellen. Während die Kritik an Pornhub, Youporn, XHamster & Co. in letzter Zeit eher auf massenhafte Verletzungen des Urheberrechts und mangelhafte Konsens-Kontrolle des hochgeladenen Materials abzielte, dreht es sich bei den jüngsten Anschuldigungen um die fragliche Einhaltung des gesetzlichen Jugendschutzes.
Kaum Zugangsbarrieren bei Porno-Plattformen
Denn wie die Meisten unter uns wissen werden, sind fast alle populären Porno-Plattformen für jede Person mit einem Internetanschluss frei zugänglich. Eine etwaige Alterskontrolle beschränkt sich normalerweise auf ein Pop-Up-Fenster, in welchem ohne weitere Überprüfung von Seiten der Plattformen von den UserInnen per einfachem Mausklick deren Volljährigkeit bestätigt wird. Aber welcher Mensch, der noch jünger als 18 Jahre ist und Einblicke in die vielfältige und aufreizende Welt der Pornographie erheischen möchte, lässt sich von einem leicht wegzuklickenden Hinweis aufhalten, der besagt, der Zugang sei allein Volljährigen gestattet? Eben, mutmaßlich lässt sich kaum jemand davon abhalten, den eigentlich verbotenen Zugang zum begehrten Material zu wagen.
Was ist aktuell das Problem?
Hierzulande ist es die “Kommission für Jugendmedienschutz (KJM)”, welche aktuell gegen die großen Porno-Plattformen vorgeht. Aber auch in anderen Ländern wie z.B. in Frankreich geschieht das Selbe. Dabei steht vor allem die Website XHamster.com im Zentrum der Kritik, nachdem es zuvor die Konkurrentin Pornhub.com getroffen hatte. Im Kern der jüngsten Anschuldigungen geht es um die praktisch kaum vorhandene Verhinderung der Zugänglichmachung von Pornographie für Minderjährige. Abhilfe schaffen könnte eine verbindliche Identifizierung der UserInnen mittels Ausweis-Verifikation, wie es auch für Online-Trading-Plattformen vorgeschrieben ist. Allerdings würden dadurch massive Datenschutzprobleme auf einem ganz neuen Level entstehen. Denn während es aus staatlich-steuerlicher Perspektive noch verständlich ist, warum eine Finanzbehörde Einblicke in die unternehmerischen Tätigkeiten von Einzelpersonen gewinnen möchte, erscheint die Situation beim Thema Sexualität in einem anderen Licht. Denn wer möchte schon, dass all seine Suchanfragen auf Porno-Plattformen datentechnisch eindeutig mit seiner Identität verbunden werden, im Zweifel auch für offizielle Stellen einsehbar? Es wäre eine absolute Katastrophe für jeglichen Ansatz von Privatsphäre und Persönlichkeitsschutz.
Gibt es eine Lösung für die Porno-Plattformen?
Schnell lässt sich hier also erkennen, wie zwei unterschiedliche Schutzbedürfnisse miteinander konkurrieren. Auf der einen Seite der Jugendschutz, auf der anderen der Datenschutz. Seit Corona stellt sich diese Frage nicht nur im Internet, auch Registrierungspflichten bei Bordellbesuchen lösten ähnliche Diskussionen und Herausforderungen aus, wie eine Pressesprecherin des in Braunschweig stark vertretenen Erotikportals Erobella uns in einem Branchengespräch erzählte. Denn Sex und Erotik sind eben per se mit die privatesten Bereiche im Leben einer Person, da möchte sich niemand, egal welchen Alters, vor irgendwelchen Überwachungsorganen – um im Bild zu bleiben – nackt ausziehen. Dies soll nicht bedeuten, dass ein Schutz der Jugend keine Berechtigung hätte. Aber es zeigt doch auf, wie schwierig in diesem Falle eine Güterabwägung sich gestaltet. Die Diskussionen zum Themenkomplex Pornographie, Privatsphäre und Jugendschutz werden uns daher wahrscheinlich noch eine zeitlang begleiten und es darf sicherlich erwartet werden, dass Lösungen hierzu immer wieder intensiv in öffentlichen Diskussionen neu verhandelt werden müssen. Wie genau diese aussehen werden, lässt sich derzeit noch nicht abschließend vorhersagen.