Um die Welt des BDSM ranken sich einige Mythen und Gerüchte. Wer nicht Teil der Szene ist, kann oftmals nur mutmaßen, was sich wirklich in den Studios der dunklen Lust abspielt. Während die meisten Menschen wahrscheinlich gelernt haben was eine Domina ist und vielleicht auch wissen, was BDSM ausgeschrieben bedeutet, so gibt es doch einige Begriffe in der Fetisch-Welt, die einer Erläuterung bedürfen. Zum Einstieg in die Thematik haben wir im Folgenden einige Begriffe für euch erläutert, die Liste ließe sich allerdings noch fast beliebig lange erweitern.
Beginnen wir mit dem Grundsätzlichen: das Akronym BDSM steht für „Bondage & Discipline, Dominance & Submission, Sadism & Masochism“ und dient als Sammelbegriff für alle sexuellen Praktiken, die das Zufügen von Schmerzen, Unterwerfung und Dominanz beinhalten. Beispiele dafür sind etwa das Spanking oder erotische Fesselkunst. Eine in allen Fällen zu 100% korrekte Definition von BDSM gibt es wahrscheinlich nicht, da die Grenzen manchmal fließend verlaufen, quasi in Grautönen, ähnlich dem Titel des Filmes “50 Shades of Grey”, der vor wenigen Jahren diese Spielart der Erotik wieder einem breiteren Publikum näher brachte. Seit wann genau die Menschen BDSM-Praktiken ausleben ist nicht genau bekannt, man kann hier lediglich anmerken, dass ein gewisser Marquis de Sade bereits Ende des 18. Jahrhunderts viel davon geschrieben hat. Vorweg kann allgemein als die erste Grundlage von BDSM der Konsens festgehalten werden. Das bedeutet, alle an einer BDSM-Handlung beteiligten Personen müssen mit dem Geschehen einverstanden sein. Daher zählt BDSM auch nicht als Körperverletzung, weil ausschließlich auf freiwilliger Basis allein das getan wird, was sich die Beteiligten explizit wünschen.
Im BDSM immer ein Safeword ausmachen
Daher ist ein erster wichtiger Begriff in diesem Kontext das Safeword. Darunter versteht man ein selbst gewähltes Wort, bei dessen Nennung alle Handlungen sofort abgebrochen werden müssen. Dies hat den Vorteil, dass jemand während einer BDSM-Session auch mal “Nein” oder “Hör auf” sagen kann, ohne damit den eigentlichen Vorgang direkt abzubrechen, was für manche Menschen dazugehören kann. Die Respektierung des eigentlichen Safewords aber ist von höchster Bedeutung und muss von allen Beteiligten gewährleistet sein, andernfalls wird eine respektvolle Begegnung nicht möglich und kann sogar gefährlich enden. Außerdem kann es bei dem/der TeilnehmerIn an einer BDSM-Handlung auch mal zu einem sogenannten Absturz kommen. Darunter versteht man quasi einen emotionalen Zusammenbruch der dadurch ausgelöst wird, wenn es einer Person zu viel wird und sie in Panik verfällt. Gerade dann ist ein Safeword äußerst wichtig und die Session muss sofort gestoppt werden.
Konsens ist das Wichtigste im BDSM
Daher ist auch das Aftercare von großer Bedeutung im BDSM. Darunter versteht man ein reflektierendes Gespräch nach der Session, in welchem das eben Erlebte noch einmal durchgesprochen wird, um davon zu lernen was gefallen hat und was eher nicht. Dadurch wird die Session im Kopf richtig eingeordnet und der mentale Weg zurück in die ‘Normalität’ fällt leichter. In diesem Kontext relevant ist auch das Covern. Wer sich einem ausgedehnten BDSM-Erlebnis hingibt, der sollte einer Vertrauensperson im Voraus davon erzählen und mitteilen wann, wo und wie lange man sich betätigen wird. Dadurch wird während eines Dates die eigene Sicherheit verbessert, was besonders bei einem ersten Treffen mit jemandem von Bedeutung ist. Denn grundsätzlich gilt: Safety first! Es kann im BDSM eigentlich kaum zu viele Sicherheitsmaßnahmen geben, am Besten sollte man sich daher nur mit Personen in diesen Bereich vorwagen, die ihre Vertrauenswürdigkeit bereits unter Beweis gestellt haben.
Vom Drop zum Dummdom
Eine wichtige Grundlage des BDSM ist die Erkenntnis, dass es sich bei allen Handlungen lediglich um ein Rollenspiel handelt, das einen Beginn und auch ein Ende hat. Trotzdem kann es wie bereits erwähnt zu einem mentalen Absturz kommen, wenn sich jemand übernommen hat und doch nicht so viel aushält, wie im Voraus angenommen. Handelt es sich dabei um den Sub, also die unterwürfige Person, spricht man von einem Sub-Drop. Aber es kann auch vorkommen, dass die Dominante Person mental aus der Rolle fällt und auf einmal von Schuldgefühlen geplagt wird, weil es ja eigentlich als verwerflich angesehen wird, einer anderen Person Schmerzen zuzufügen. Ist dies aber der Fall, kommt es zu einem sogenannten Dom-Drop. Zur Vermeidung solch unangenehmer Situationen sind intensive Vorgespräche genauso wichtig wie das bereits erwähnte Aftercare. Schließlich möchte niemand als Dummdom enden. So werden nämlich Doms bezeichnet, die sich manipulativ, fies oder sogar bösartig verhalten und zum Beispiel ein Safeword nicht einhalten. Solche Deppen (und Deppinnen) braucht niemand, außerdem kann ihr Verhalten sowohl zu physischen als auch psychischen Verletzungen führen, was selbstverständlich völlig unverantwortlich ist und niemals gutgeheißen werden kann. Daher ist auch die Einhaltung von im Voraus abgesprochenen Limits unumgänglich. Denn die Limits schreiben vor, in welchem Rahmen und Umfang die BDSM-Handlung durchgeführt wird.
Bei BDSM trifft Gewalt auf Achtsamkeit
Das lustvolle gegenseitige Zufügen von gewalttätigen Handlungen im BDSM bedeutet nicht die Ausübung von unkontrollierter Brutalität. Grenzen müssen jederzeit respektiert werden, Respekt und Professionalität im gegenseitigen Umgang sind unerlässlich. Daher haben sich mehrere Sicherheitskonzepte in der Szene etabliert, etwas das FRIES. Fries steht für Freie Einwilligung, Rücknahmerecht, Informiert und Spezifisch. Das bedeutet eine Einwilligung zu einer BDSM-Session wir aus freien Stücken getroffen, man kann die Einwilligung jederzeit zurückziehen, man ist über alle geplanten Handlungen informiert und die Einwilligung gilt nur für diese eine Session und nicht allgemein oder langfristig. Von solchen Konzepten gibt es es mehrere, etwa auch SSC oder RACK. Mit solchen, in der Praxis unerlässlichen Konzepten, wird ein sicherer Ablauf von BDSM-Handlungen sichergestellt. Denn wie bereits geschrieben ist Konsens die wichtigste Voraussetzung für ein bereicherndes Erlebnis, dies gilt für sexuelle Erlebnisse im Allgemeinen und im BDSM eben nochmal im Besonderen. Stellt also am Besten stets eure eigenen Recherchen an bevor ihr etwas Neues ausprobiert und achtet darauf, euch mit den richtigen Leuten zu umgeben.
Mehr Informationen zum Thema BDSM findet ihr zum Beispiel hier.