Disclaimer: Der folgende Artikel basiert auf einem Gesprächsprotokoll, das wir mit Lisa H. geführt haben. Ihr echter Name wurde von uns aus Datenschutzgründen geändert, ist der Redaktion aber bekannt. Das Gespräch fand in Berlin statt und wurde zur besseren Lesbarkeit stilistisch bearbeitet.
Hi, mein Name ist Lisa, ich bin 29 Jahre alt, und wenn mir vor zwei Jahren jemand gesagt hätte, dass ich heute über meine Erfahrungen mit OnlyFans schreiben würde, hätte ich gelacht. Die Plattform war für mich damals ein großes Fragezeichen – eine Mischung aus Neugierde, Halbwissen und einer Prise Skepsis. Doch das Leben nimmt manchmal seltsame Wendungen, und meine Reise mit OnlyFans hat nicht nur meine Finanzen, sondern auch meine Sicht auf mich selbst komplett verändert.
Alles begann mit einer schwierigen Entscheidung
Es war der Beginn der Pandemie, als ich meinen Job in der Eventbranche verlor. Plötzlich stand ich vor einem riesigen Loch – finanziell, aber auch emotional. Ich bin ein Mensch, der gerne arbeitet, gerne kreativ ist. Doch in diesen Monaten fühlte sich alles leer an. Ich suchte nach Wegen, um über die Runden zu kommen, und stieß in einer Facebook-Gruppe auf Frauen, die von ihren Erfahrungen mit OnlyFans berichteten.
Zunächst tat ich die Idee als „nichts für mich“ ab. Aber der Gedanke blieb, wie ein kleiner Samen, der langsam wuchs. Die Idee, unabhängig zu sein, mein eigener Chef zu sein, klang verlockend. Gleichzeitig war da die Angst: Was würden andere denken? Wie würde ich mich dabei fühlen? Nach Wochen des Hin-und-Hers entschied ich mich, es auszuprobieren. Ich sagte mir, dass ich jederzeit aufhören könnte, wenn es nichts für mich wäre.
Der Anfang: Stolpersteine und erste Erfolge
Mein Start auf OnlyFans war holprig. Ich wusste nicht, wie ich meine Inhalte gestalten oder mein Profil bekannt machen sollte. Die Plattform war für mich eine völlig neue Welt, und ich fühlte mich wie ein Amateur im Vergleich zu den erfolgreichen Creatorinnen, die ich dort sah. Trotzdem hatte ich eine Vision: Ich wollte etwas schaffen, das zu mir passte – ehrlich, kreativ und mit einem Hauch von Humor.
Mein Ansatz war, nicht nur Bilder hochzuladen, sondern auch eine Verbindung zu meinen Abonnent*innen aufzubauen. Ich fing an, kurze Videos zu teilen, in denen ich über meinen Alltag sprach, und bemerkte schnell, dass die Menschen nicht nur meine Inhalte mochten, sondern auch die Art, wie ich war. Es fühlte sich erfrischend an, so viel positive Resonanz zu bekommen. Das gab mir Mut, weiterzumachen.
Die unerwartete Freiheit
Das Klischee, dass OnlyFans nur ein schnelles Mittel ist, um Geld zu verdienen, wurde für mich schnell entkräftet. Ja, die finanzielle Seite war ein wichtiger Faktor – besonders, weil ich damit meine Rechnungen bezahlen konnte, ohne mir Sorgen machen zu müssen. Aber was ich nicht erwartet hatte, war die Freiheit, die mit der Plattform einherging, denn die Einnahmen können weit über die eines „normalen“ Jobs hinausgehen.
Ich konnte kreativ sein, eigene Ideen umsetzen und dabei meine Komfortzone immer ein kleines Stück erweitern. Früher hatte ich oft das Gefühl, dass mein Körper und mein Selbstwert von äußeren Erwartungen geprägt waren. Doch hier war ich diejenige, die bestimmte, was ich zeigen wollte, wie ich es zeigen wollte und warum. Diese Kontrolle zu haben, war empowernd.
Das echte Ich auf Onlyfans zeigen?
Eine Sache, die mir besonders wichtig war, war Authentizität. Ich wollte nicht einfach nur eine inszenierte Version von mir selbst präsentieren. Stattdessen teilte ich auch Momente, die weniger perfekt waren: ein chaotisches Frühstück, meine Gedanken zu einem schlechten Tag oder die Witze, die ich in meinem Kopf machte, während ich Fotos bearbeitete. Es war überraschend, wie viele Menschen genau das schätzten. Sie sagten mir, dass es sie daran erinnerte, dass niemand perfekt ist – auch nicht jemand, der professionell Inhalte produziert.
Diese Offenheit führte zu einer Art Community. Ich bekam Nachrichten von Frauen, die mich dafür lobten, dass ich mein Ding durchzog, und von Menschen, die sich durch meine Inhalte inspiriert fühlten. Es war ein Austausch, der mir oft mehr zurückgab, als ich erwartet hatte.
Die Schattenseiten und was ich daraus lernte
Natürlich ist nicht alles an OnlyFans rosig. Es gab Momente, in denen ich mit negativen Kommentaren oder respektlosen Nachrichten konfrontiert wurde. Am Anfang nahm ich mir das sehr zu Herzen. Ich fragte mich, ob ich etwas falsch machte oder ob ich zu verletzlich war.
Doch mit der Zeit lernte ich, Grenzen zu setzen – nicht nur auf der Plattform, sondern auch für mich selbst. Ich fand Wege, mich besser abzugrenzen und meine Energie nicht auf Menschen zu verschwenden, die nicht respektvoll waren. Das war eine wichtige Lektion, die ich auch in anderen Bereichen meines Lebens anwenden konnte.
Wie OnlyFans mein Selbstbewusstsein stärkte
Ein unerwarteter Nebeneffekt dieser Reise war, dass ich mich selbst ganz neu kennenlernte. Früher hatte ich oft mit Unsicherheiten zu kämpfen – sei es über mein Aussehen, meine Fähigkeiten oder meinen Wert. Doch durch OnlyFans wurde ich gezwungen, mich intensiver mit mir selbst auseinanderzusetzen. Ich lernte, meine Stärken zu sehen und stolz auf das zu sein, was ich erschaffe.
Besonders bemerkenswert war, dass ich auch im Alltag selbstbewusster wurde. Ich traute mich, meine Meinung klarer zu äußern, neue Projekte zu starten und mich selbst nicht mehr so oft zu hinterfragen. Es war, als hätte ich endlich den Raum gefunden, zu wachsen. Außerdem geht es doch auch um Vielfalt in unserem persönlichen und auch erotischen Leben. Ich sehe nicht, warum man heute noch seine Schönheit und seine Reize verstecken sollte.
Was bleibt?
Heute ist OnlyFans ein wichtiger Teil meines Lebens, aber nicht mein ganzes Leben. Ich sehe es als eine Plattform, die mir nicht nur finanzielle Unabhängigkeit ermöglicht hat, sondern auch eine tiefere Verbindung zu mir selbst. Es war nicht immer einfach, und es gab Momente, in denen ich mich fragte, ob ich den richtigen Weg gehe. Doch im Rückblick bin ich dankbar für die Erfahrungen, die ich gemacht habe.
OnlyFans hat mich gelehrt, dass es okay ist, eigene Entscheidungen zu treffen, auch wenn sie unkonventionell sind. Es hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, sich selbst zu vertrauen und die Kontrolle über das eigene Leben zu übernehmen. Und vielleicht am wichtigsten: Es hat mir geholfen, stolz auf das zu sein, wer ich bin – mit all meinen Facetten.
Das Kapitel, das ich mit OnlyFans begonnen habe, ist noch lange nicht abgeschlossen. Aber ich weiß jetzt, dass ich stärker, unabhängiger und kreativer bin, als ich es jemals für möglich gehalten hätte. Und das allein ist für mich ein Grund, weiterzumachen.
Danke Lisa für das offene Gespräch – die Redaktion