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Die Geschichte des Crossdressing

Einblick in die Geschichte des Crossdressing

In der Geschichte des Crossdressing geht es um politische Statements, um starke Frauen die sich den Waffen des Mannes bedienen, sowie um Männer, die sich in Dessous feminisieren lassen. Wir geben spannende Einblicke in eine diffuse Welt, die zwischen den Geschlechtern steht. 

Schon einmal von dem Begriff „Crossdressing“ gehört? Schlicht ausgedrückt, ist damit gemeint, wenn Männer und Frauen in die Kleider-Schublade des anderen Geschlechts greifen. Heutzutage verbindet man mit Crossdressern eher das männliche Geschlecht, das eine Vorliebe dafür hat, sich von Dessous bis zu Bluse und Rock Frauenkleider anzuziehen. Transvestiten sind quasi der Inbegriff dieser Personengruppe, die Slipper gegen ein paar Pumps tauscht und sich von ihrer femininsten Seite zeigt. Aber seit wann gibt es Crossdresser überhaupt und waren es schon immer Männer, die sich Frauenkleider präsentiert haben? 

Crossdressing gab es schon im Mittelalter

Wer jetzt denkt, dass es sich bei Crossdressern immer nur um Männer gehandelt hat, die in Damenkleidern auftreten, liegt weit daneben. Tatsächlich gab es schon im Mittelalter Frauen, die sich an Männergarderobe bedient haben. Grund dafür war allerdings nicht eine erotische Intention, sondern der Fakt, dass Frauen es in der Gesellschaft nicht ermöglicht wurde, sozial aufzusteigen. Wer in einem niedrigen Stand geboren wurde, verbrachte in der Regel auch sein Leben in dieser ‘Kaste’. Männer hatten noch die Möglichkeit, sich auf dem Schlachtfeld zu beweisen und so soziale Anerkennung zu erlangen. Die Frauen hingegen waren lediglich für Nachwuchs, Haus und Hof zuständig. Die, die allerdings aus dieser Rolle ausbrechen wollten, hatten nur die Wahl, sich als Mann zu verkleiden und diese Rolle so gut wie möglich zu spielen.  

Das Problem zu dieser Zeit war nur, dass die Ansichten der breiten Bevölkerung denen der Bibel und des Christentums entsprachen. Dementsprechend wurden diese Frauen von der Gesellschaft ausgestoßen, sobald sie aus ihrer traditionellen Rolle fielen. Wo Homosexualität als Blasphemie galt, sollte es grundlegend keinen Platz für Dinge geben, die gegen das Rollenbild einer kirchlichen Ehe sowie eines züchtig-keuschen Lebenswandels verstießen. 

Crossdressing führte sogar bis zur Todesstrafe

Wirft man einen Blick in die Vergangenheit, hatten es Menschen, die nicht der zeitgemäßen ‘Norm’ entsprachen, schon immer schwer. So auch die Frauen, die sich im 15. und 16. Jahrhundert dagegen wehrten, sich dem vorgegebenen Determinismus ihres Lebens zu beugen. Auch in Deutschland galt es als Straftat, sich als Frau für einen Mann auszugeben. So erging es auch Katherina Hetzeldorfer, die 1477 zum Tode verurteilt wurde. Grund für die Hinrichtung: Katherina Hetzeldorfer lebte zwei Jahre lang als homosexuelle Frau und als Mann verkleidet mit ihrer Lebensgefährtin in Speyer. Sie vereinte also genau die Dinge, die nach der damaligen Ansicht mit Gotteslästerung gleichzusetzen war. Sie gilt als die erste Frau, die in Deutschland aufgrund ihrer Sexualität und ihrer Lebensart hingerichtet wurde. Es finden sich noch weitere Belege über Frauen, die das gleiche Schicksal ereilte und aufgrund ihrer puren Existenz zum Tode verurteilt wurden. 

Zwei Frauen in Männerkleidung und ein Mann in Frauenkleidung (um 1890)

Frauen als Soldaten in der Armee – kein Grund zur Hinrichtung

Geht man ein paar Jahrhunderte weiter, finden sich Geschichten von Frauen, denen es gelungen war, sich als Mann in die Armee einzuschleusen. Sie nutzten die Möglichkeit, um sich aus ihrer Primäridentität heraus neue Wege zu schaffen und so Anerkennung und Ruhm zu erlangen. Im Krieg galten eben auch schon damals andere Regeln. Dank der Säkularisierung und dem damit schwindenden Einfluss der Kirche, wurden auch die bis dahin geltenden Geschlechtertrennungen gelockert. 

Burschikos in Hosen: Coco Chanel eckte oft an, weil sie ‚männliche‘ Kleidung trug (1928)

Crossdressing als Bühnenkunst

Das Hineinschlüpfen in eine andere Identität hat in der Geschichte aber nicht nur eine dunkle Vergangenheit. Im 19. Jahrhundert veränderte sich die Sicht der Dinge drastisch und was einst als Straftat und Blasphemie galt, wurde zum Schauspiel, das zahlreiche Menschen begeisterte. Eine der bekanntesten Frauen, die auf der Bühne in eine Männerrolle geschlüpft ist, ist Sarah Bernhardt. Sie spielte im Jahr 1899 in Shakespeares „Hamlet“ den männlichen Part des Hamlets und begeisterte mit der Rolle ein großes Publikum. Aber nicht nur Frauen in Männerkleidung überzeugten mit ihren Crossdressing Darbietungen, sondern auch die Männerwelt schlüpfte ab und an auf der Bühne in die Rolle des weiblichen Geschlechts. Anfang der 1970er Jahre spielte Tim Curry in der „Rocky Horror Show“ mit anderen Schauspielkollegen Rollen, in denen sie als Transvestiten auftraten. 

Crossdressing vs. Transvestitismus

Sieht man sich heute die beiden Begriffe genauer an, muss in einer gewissen Form differenziert werden. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde der Begriff Transvestitismus von Magnus Hirschfeld geprägt, der seines Zeichens Arzt und Sexualforscher war. Damit waren alle Menschen gemeint, die Kleidung des anderen Geschlechts tragen. 

Sieht man sich heute den Begriff Crossdressing genauer an, hat er zumeist nur noch Verbindung mit einem erotischen Aspekt. Während Transvestiten auch in der heutigen Zeit noch für Unterhaltung in Clubs und Etablissements sorgen, versteht man unter Crossdresser oft eine andere Art von Mann. 

Als Crossdresser werden heutzutage oft die Männer bezeichnet, die einen Reiz darin verspüren, sich in weiblicher Kleidung zu präsentieren. Während Transvestiten ihre Leidenschaft offen ausleben und keinen Hehl daraus machen, sich gerne in Kleidern zu zeigen, machen die Crossdresser es eher heimlich hinter verschlossenen Türen. 

Crossdresser im Musical ‚The Rocky Horror Show‘ (2011)

DWT – ein Teil des Crossdressings

DWT bedeutet „Damenwäscheträger“ und bezeichnet die Art von Männern, die es besonders erregend finden, wenn sie weibliche Unterwäsche tragen. Seien es Halterlose oder Strings, die sie unter den normalen ‘männlichen’ Sachen tragen. Sie zeigen nicht nach außen hin, dass sie eine Vorliebe für gewisse Teile der weiblichen Garderobe haben. 

Crossdressing heute – ein Teil der Feminisierung

Während sich früher die Frauen an Männerkleidung bedienen mussten, um soziale Anerkennung zu erhalten, schlüpfen viele Männer heutzutage gerne in die Rolle einer Frau. Besonders beim BDSM und Praktiken, die der Feminisierung dienen, darf die passende Wäsche nicht fehlen. Verbreitet sind Femdoms, die gezielt nach Männern suchen, um sie zu ihren „Sissys“ zu machen. Das bedeutet, dass sich der männliche Part verweiblichen lässt und sich extra an der Unterwäscheschublade der Partnerin bedient. 

Die Geschichte des Crossdressings – zusammengefasst

Was sich heute in der erotischen Szene einer großen Beliebtheit erfreut, galt in der Geschichte einst als Straftat und konnte sogar zum Tode führen. Verblüffend ist dabei die Tatsache, dass der Ursprung des Crossdressings nicht, wie man vermuten würde, bei den Männern liegt. Die ersten Crossdresser, über die es Informationen gibt, sind nachweislich Frauen gewesen. Was einst als Zeichen des Widerstandes galt, wird heute als Form der erotischen Luststeigerung genutzt. 

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