Als Hugh Hefner 2017 im Alter von 91 Jahren starb, war er bereits seit Jahrzehnten einer der bekanntesten Menschen der Erde. Bis heute wirken seine Ideale und sein Schaffen nach, postum bleibt er eine einflussreiche Persönlichkeit, die unsere Gesellschaft prägt.
Ein Mann veränderte im 20. Jahrhundert die US-amerikanische Gesellschaft, wobei sein Einfluss sogar in viele weitere, meist westliche Länder ausstrahlte. Sein Name? Hugh Marston Hefner, Gründer des erfolgreichsten Männermagazins aller Zeiten: dem Playboy. Bereits 1926 geboren, wurde Hefner früh zu einer Ikone in den gesamten Vereinigten Staaten. Zu vergleichen wäre er höchstens mit den allergrößten Stars seiner Zeit aber eigentlich stach er stets heraus als Unikat, von einem Format wie es nur sehr selten zu beobachten ist. Im Laufe seiner höchst erfolgreichen Karriere wagte Hugh “Hef” Hefner immer wieder ganz besonders mutige Schritte, die am Ende ein absolut beeindruckendes Lebenswerk ergeben. Sein Kampf für eine liberale Gesellschaft, gegen Bigotterie und Spießertum, sowie für eine freie Sexualität für jedermann, gegen Homophobie, Rassismus, und ja, sogar Sexismus, machen ihn bis heute zu einem modernen Freiheitskämpfer und Influencer.
Frühe Jahre und eine große Idee
Nach Abschluss seiner Schulzeit diente Hefner von 1944 bis 1946 in der der U.S. Army als Kompanieschreiber. Nachfolgend schloss er 1949 ein Universitätsstudium der Psychologie erfolgreich ab, bevor er bis 1953 als Werbetexter, Werbemanager und Vertriebsleiter für unterschiedliche Zeitschriften tätig war. Nicht besonders angetan von seinen beruflichen Erfahrungen, keimte in ihm früh die Idee zu einem eigenen Projekt, einem unternehmerischen großen Wurf. So entwarf er ganz nach seinen persönlichen Vorstellungen den Playboy, der im Dezember 1953 zum ersten Mal erschien. Hefner wusste damals noch nicht einmal ob es überhaupt eine zweite Ausgabe geben könnte, daher standen weder Monat, Jahr noch Nummerierung auf dem Cover. Doch sein Konzept eines neuen Herren-Magazins wurde zum Hit, die Erstauflage von über 50.000 Ausgaben war schnell vergriffen. Dabei behilflich war sicherlich sein erster PR-Stunt, auf den in den folgenden Jahrzehnten noch einige weitere folgen werden. Denn auf dem Cover der ersten Playboy-Ausgabe war nicht bloß eine sich nackt in Laken räkelnde schöne Frau zu sehen, vielmehr handelte es sich dabei um keine geringere als Marilyn Monroe, die, im selben Jahr geboren wie Hefner, gerade den Durchbruch ihrer sagenhaften Karriere antrat. Zu den Rechten für die Monroe-Fotografie gelangte Hefner allein durch sein besonderes Verhandlungsgeschick sowie eine große Portion Glück. Er bekam die heute ikonische Abbildung der berühmtesten Blondine aller Zeiten von einem kleinen Verlag für erotische Kalender, dem Monroe in den späten 1940er Jahren aus Geldnot einmal Model gestanden hatte. An ihrer Verwendung für das erste Playboy Cover verdiente sie selbst angeblich nichts. Von da an ging es steil aufwärts für Hefner, getrieben durch den fulminanten Erfolg seines Magazins.
Erste Kontroversen und große Erfolge
Während die Auflage des Playboy stetig wuchs und schnell die 1-Million Grenze überstieg, begann die offensichtlich dargestellte Freizügigkeit in Hefners Magazin, den Unmut von allerlei konservativen ProtagonistInnen auf sich zu ziehen. Wir befinden uns schließlich im Amerika der 1950er Jahre, also noch Jahre entfernt von der sexuellen Befreiung durch die Hippies rund um das Jahr 1968. Den ersten großen Skandal ereilte Hefner bereits 1955, als er die Sci-Fi Erzählung ‘The Crooked Man’ von Charles Beaumont abdruckte. In der Kurzgeschichte wurde eine Welt beschrieben, in der Heterosexuelle so behandelt werden, wie zur damaligen Zeit Homosexuelle. Der Aufschrei in der konservativen Öffentlichkeit war groß, zahlreiche Hassbriefe überfluteten das Playboy-Büro. Doch Hefner blieb standhaft und argumentierte, die in der Kurzgeschichte fiktive Diskriminierung von Heterosexuellen sei genauso falsch wie es die damals akutelle Diskriminierung von Homosexuellen sei. Zur damaligen Zeit war dies eine sehr mutige, von vielen Gefahren begleitete Haltung, die Hefner jedoch von Anfang an und konsequent vertrat.
Jazz, TV und gegen Rassismus
Nachdem Hefner im Jahr 1959 seine erste TV-Show bekam, teilte er seine Leidenschaft für Jazz mit einem großen Publikum. Seine Sendungen waren als Abendveranstaltungen inszeniert, bei denen der Zuschauer den Eindruck vermittelt bekam, als wäre er Teil einer Party, auf der sich die interessantesten MusikerInnen und SchauspielerInnen oder Models die Hand geben. Fast zeitgleich, ab 1960, wurde der erste Playboy Club in Chicago eröffnet, viele weitere sollten nach dem selben Konzept folgen. Den spektakulären TV-Sendungen nachempfunden, gab es dort eine Bar, einen Speisesaal, mehrere ‘Wohnzimmer’ und natürlich eine Bühne für Vorführungen aller Art. Bedient wurden die Gäste dabei von ‘Playboy Bunnies’, also jungen, hübschen Frauen, die im knappen Outfit mit aufgesetzten Hasenohren und einem am Steiß befestigten plüschigen Hasenschwanz quasi die Uniform des wachsenden Playboy-Imperiums trugen. Dieses Kostüm ist dem Hasenlogo des Playboy Magazins entlehnt, welches bis heute zu den bekanntesten Markenlogos der Welt zählt und nicht nur zahlreiche T-Shirts und Mützen ziert, sondern sich auch als Tattoo seit Jahrzehnten großer Beliebtheit erfreut. In Hefners TV-Shows traten lange bevor es wo anders möglich war schwarze Musiker auf: Ella Fitzgerald, Samy Davis Jr, Nat King Cole oder Tina Turner, um nur einige wenige zu nennen, und auch im Playboy kamen nicht-weiße Autoren zu Wort, lange vor der offiziellen Aufhebung der Rassentrennung in den USA im Jahr 1964. Auch wenn Hefner bis heute von Diversity-AktivistInnen die Bevorzugung normativer, weißer Schöheitsideale vorgeworfen wird, bleiben seine ungewöhnlich frühen Engagements zur Stärkung der Black Community ein historischer Fakt. 1965 war Jennifer Jackson das erste schwarze Playmate des Monats, 1971 war mit Darine Stern das erste schwarze Model auf der Titelseite des Playboys zu sehen. Desweiteren gilt Hefner als ein tatkräftiger Gönner des ermordeten Bürgerrechtlers Martin Luther King und er unterstützte zahlreiche Gerichtsprozesse, in denen es um die Verbesserung der Rechte der schwarzen US-Bevölkerung ging.
Sexuelle Befreiung und wieder Kritik
Während der 1960er und frühen 70er Jahre setzte sich der populäre und finanzielle Erfolg des Playboys, und damit auch der von Hugh Hefner, mit großen Schritten fort. 1972 wurde einmal sogar die Rekordauflage von rund 7 Millionen gedruckten Exemplaren erreicht. Zuvor fuhr Hefner allerdings große Kritik ein, denn von zahlreichen Vertreterinnen des aufkommenden Feminismus wurde ihm eine Sexualisierung, Objektifizierung und damit Diskriminierung von Frauen vorgeworfen, Beweis genug seien angeblich die Playboy Bunnies, also animalisierte und verdinglichte Frauen, die patriarchalisch auf ihre Sexualität reduziert würden und alleine der männlichen Lüsternheit zu dienen hätten. Dem entgegnete Hefner eine liberale, sexpositive Sichtweise, die sich wohl an weitverbreiteten Schönheitsidealen orientierte – schließlich war Hefner Unternehmer und zielte auf Reichweite. Jedoch wies sein Ansatz einen auffallend integrativen Charakter auf und harte Grenzen bei Rasse, Religion und Politik versuchte er durch einen optimistisch-hedonistischen Ansatz aufzubrechen. Sein Hang zu Nacktheit und Freizügigkeit wurde ihm quasi gleichermaßen von konservativen Kirchenleuten wie von anti-kirchlichen Feministinnen vorgeworfen. Heutzutage werden Persönlichkeiten wie er oft mit dem geflügelten Wort ‘alte weiße Männer’ abgekanzelt. Alternativ könnte man Hefner als einen innovativen, engagierten, kontroversen Weltveränderer betrachten, der sich die Prüderie weder von konservativen Politikern noch Kirchenleuten und auch nicht von selbsternannten Sitten-Hüterinnen der Frauenbewegung hat diktieren lassen.
Wirtschaftskrise, Anfeindungen und Party
1973 wurde der Playboy hart von der durch die Ölkrise ausgelösten Rezension getroffen. Hotelanlagen, Clubs und Ferienparks, die im Namen der Playboy Marke errichtet waren, wurden geschlossen. Gleichzeitig wuchs die Konkurrenz am Markt für Herrenmagazine, die Titel Hustler und Penthouse überholten mit expliziten Nacktbildern den vergleichsweise intellektuellen Playboy, wo neben den berühmten Pin-Ups auch umstrittene Newcomer der Feuilletons oder Star-Autoren wie Ian Fleming ihre Texte zum Abdruck zur Verfügung stellten. Der Playboy reagierte mit noch mehr Nacktheit, sexualisierter als je zuvor. Die Party ging weiter, seit 1971 auch in der berüchtigten Playboy Mansion in den Hollywood Hills. Aber Anzeigenkunden sprangen ab, konservative Politiker wurden fuchsteufelswild. Verstärkt wurden die öffentlichen Anfeindungen gegen den Playboy durch Hefners Einsatz für Minderheiten. Neben dem zuvor erwähnten Engagement für Schwarze und Homosexuelle, setzte er sich auch für die Friedensbewegung zur Zeit des Vietnamkriegs ein, was für so manche rechte Politiker quasi ein Verbrechen darstellte. Unvergessen ist, wie sein Bunny Air genanntes Party-Flugzeug dutzende vietnamesische Kriegswaisen quer durch die USA zu ihren neuen Adoptiveltern flog. Außerdem trat Hefner bzw. der Playboy für eine Liberalisierung der Drogengesetze ein, ganz im Sinne der damaligen gesellschaftlichen Veränderungen. Dies trieb jedoch seine Gegner vollends zur Weißglut, die US-Drogenbehörde DEA versuchte bereits seit den 1950ern Hefner etwas anzuhängen, doch ohne Erfolg. 1975 jedoch wurde seine ehemalige Sekretärin Bobby Arnstein verhaftet, eingesperrt und in einem äußerst umstrittenen, zwielichtigen Verfahren des Besitzes von Kokain angeklagt, um Druck auf sie auszuüben gegen Hefner auszusagen. Überwältigt von den grausamen Vorgängen beging Bobby noch im selben Jahr Suizid, Hefner wurde davon seelisch schwer getroffen. In den 1980 Jahren war es dann die Regierung von Ronald Reagan, die behauptete, dass Pornographie zu einem Anstieg von Gewalt führe und Titel wie der Playboy eingestampft gehörten. Unbeirrt setzte Hefner seinen Kampf für eine liberale, demokratische Gesellschaft fort, in der Sexualität möglichst frei ausgelebt werden darf, ohne Doppelmoral und Verteufelung des Natürlichen. Dieser Einfluss lebt bis heute durch die Marke Playboy fort und macht Hefner damit zu einem bis heute einflussreichen Influencer.
Internationalisierung, Wachstum und Familie
Ab den 1980er Jahren wurde das Playboy-Imperium finanziell saniert und ein neuer Wachstumskurs eingeschlagen. Bald war der Playboy als länderspezifisches Lizenzprodukt in über 30 Ländern erhältlich. Auch Merchandise mit dem berühmten Bunny-Logo wurde verstärkt mit großem Erfolg vermarktet. Zahlreiche Parties, aber auch Wettbewerbe in Poker oder Boxen sowie Charity-Veranstaltungen wurden rund um den Playboy und Hefners Playboy Mansion organisiert. 1985 erlitt Hefner einen leichten Schlaganfall, von dem er sich aber gut erholte. Er heiratete 1989 erneut, das Model Kimberley Conrad. Die beiden bekamen zwei Kinder und Hefner wurde für eine Weile ganz Familienmensch, bevor er sich 1998 von Conrad wieder trennte. Ab da lebte er bis zu seinem Tod 2017 stets mit mehreren Frauen gleichzeitig zusammen, bis zu sieben sollen es gewesen sein, darunter zeitweise sogar zwei Zwillinge, Karissa und Kristina Shannon. Freilich darf vereinzelt bezweifelt werden, ob vor allem in Hefners späteren Jahren alle berichteten Liebschaften wirklich aktiv waren oder mehr dem Marketing dienten, aber fast schon auffällig ist, dass keine von Hefners Exfrauen oder Exfreundinen je ein schlechtes Wort über ihn verloren hat. Hefner ist vermutlich tatsächlich so gewesen, wie er selbst sich sah: ein echter Gentleman, der jeden und jede gleich gut behandelt, unabhängig, von Rasse, Geschlecht oder sozialem Status. Ein ehemaliges Playmate fasste in einer Dokumentation über ihn zusammen: “Hugh Hefner ist ein Humanist, der gleichzeitig umgeben ist von nackten Frauen. Das ist weder böse noch gut, es ist einfach richtig so.” Eine solche Leichtigkeit ist selbst heutzutage noch schwer zu finden. Hugh Hefner wird also wohl noch eine lange Zeit als besonderer Mensch und Vorbild in Erinnerung bleiben und seine liberale Haltung dient als inspirierendes, leuchtendes Beispiel für nachfolgende Generationen.