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Sexuelle Dienstleistungen und MPS

Neue Studie: Sexuelle Dienstleistungen und ihre Nachfrager

Drei deutsche und eine britische Universität haben sich zusammengeschlossen, um eine neue Studie über sogenannte MPS (“men who pay for sex”) anzufertigen. Hierfür wurden in den Jahren 2018 und 2019 insgesamt 2336 Männer mit Wohnsitz in Deutschland befragt. Ziel der Studie war es herauszufinden, wer eigentlich die Männer sind, die sexuelle Dienstleistungen nachfragen, um daraus neue Erkenntnisse für die Wissenschaft zu ziehen. Laut den AutorInnen der Studie wurde die Nachfrage von Frauen nach sexuellen Dienstleistungen nicht berücksichtigt, weil dies im europäischen Mittel lediglich auf weniger als 0,5% der weiblichen Bevölkerung zutreffe. In der Studie gaben dagegen 26,9% der befragten Männer an, mindestens einmal in ihrem Leben für Sex bezahlt zu haben. 

Wer kauft sexuelle Dienstleistungen?

Anteilsmäßig an der Bevölkerung gibt es also viel mehr Männer als Frauen, die sexuelle Dienstleistungen nachfragen. Gleichzeitig gibt es viel mehr Frauen als Männer, die sexuelle Dienstleistungen anbieten. Laut der Studie ist es allerdings soziodemographisch kaum möglich, MPS von Männern, die nicht für Sex bezahlen, (MNPS, “men who not pay for sex”) zu unterscheiden. Die Nachfrage nach bezahltem Sex kommt also aus allen Bevölkerungsschichten und Einkommensklassen. Es zeigt sich aber, dass MPS häufig als Single leben oder geschieden sind. Laut der Analyse der an der Studie beteiligten WissenschaftlerInnen wird in der akademischen Literatur teils davon ausgegangen, dass MPS ein negatives oder herablassendes Frauenbild hätten, was sich aber nicht mit empirischen Ergebnissen belegen liese. 

Wo ist die Nachfrage gehäuft?

Die Studie zeigt im Ergebnis, dass die Nachfrage nach sexuellen Dienstleistungen in der Altersgruppe 18-25 Jahre am niedrigsten ausfällt und dagegen in der Altersgruppe 46-55 Jahre am höchsten. Rund 72% der befragten MPS gaben an, ihre letzte sexuelle Dienstleistung in einem Bordell in Deutschland bezogen zu haben. Jeder vierte Mann in Deutschland hat bereits für Sex bezahlt in seinem Leben, während jeder fünfunzwanzigste Mann in Deutschland in den letzten 12 Monaten käuflichen Sex bezogen hat. Werden die MPS danach befragt, wie hoch der Anteil von bezahlten Sexpartnerinnen an der Gesamtzahl ihrer Sexpartnerinnen ist, kommt als gemitteltes Ergebnis rund 17% heraus. Das heißt Männer die für Sex bezahlen, haben im Schnitt 17% ihrer gesamten Sexpartnerinnen für den Sex bezahlt. Übrigens haben 98,5% der befragten Männer angegeben, dass ihr Bezahlsex mit weiblichen Sexarbeiterinnen stattgefunden hat. Ähnliche Ergebnisse liefert eine Datenauswertung der im Raum Leipzig aktiven Escort-Plattform Erobella, die immer wieder neue Analysen zum Thema Sexarbeit durchführt.

Neue Erkenntnisse zu sexuellen Dienstleistungen

Den AutorInnen der Studie fällt auf, dass es in Deutschland befragten MPS im europäischen Vergleich leichter fällt, offen über die Inanspruchnahme von sexuellen Dienstleistungen zu sprechen. Außerdem gaben überdurchschnittlich viele deutsche MPS an, käuflichen Sex im Inland zu beziehen und nur 27% im Ausland, während es z.B. in Großbritannien eine Mehrheit von 67% war, die Sex im Ausland kauft. Es wird vermutet, dass die liberale Gesetzgebung in Deutschland sowie die relative gesellschaftliche Offenheit beim Thema Sexarbeit hierzulande zu einer größeren Offenheit der befragten deutschen MPS führt. Außerdem war es ein Ziel der Studie, etwas über die Rolle von MPS bei der Ausbreitung von sexuell übertragbaren Krankheiten (SDTs) zu erfahren. Die AutorInnen der Untersuchung kommen zu  dem Schluss, dass MPS öfter Sex mit mehr Sexpartnerinnen haben als MNPS und dadurch stärkeren Risiken bezüglich STDs ausgesetzt sind, dabei aber gleichzeitig häufiger Verhütungsmethoden verwenden die vor SDTs schützen, vor allem Kondome. Am Ende der Veröffentlichung steht ein Aufruf an alle ÄrztInnen, das Thema Verhütung, STDs und Sexarbeit vermehrt bei ihren PatientInnen anzusprechen, um nachhaltig  für die Thematik zu sensibilisieren.

Direkt zur Studie geht es hier.

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