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Glory Hole

Die unbekannte Geschichte des ‘Glory Hole’

Viele Menschen haben eine Idee davon, was sich unter einem Glory Hole vorzustellen ist. Andere haben davon noch nie gehört oder bloß eine vage Vorstellung davon. Denn viele Glory Holes sind oftmals nur den Kennern bekannt und die Suche nach ihnen kann sich mühselig gestalten. Da stellt sich natürlich gleich die Frage: woher kommen die Glory Holes, gibt es unterschiedliche Arten und vor allem, wie findet man sie? Im folgenden Artikel versuchen wir Auskunft zu geben.

Um es direkt am Anfang bereits kurz zu machen kann vorweggenommen werden, dass ein sogenanntes Glory Hole (deutsch etwa: Herrliches Loch), erstmal einfach nur ein Loch auf Hüfthöhe in einer dünnen Wand ist. Dieses Loch dient dazu, dass Männer ihr bestes Stück durchstecken können, um sich von einer anderen Person, die sich auf der gegenüberliegenden Seite der Wand befindet, sexuell befriedigen zu lassen. Ein solches Loch ist oft in Sexclubs, Pornokinos, in Fetischclubs oder auch in Underground-Discos zu finden. Oftmals befinden sich die Glory Holes dabei in Toilettenräumen und wurden in die Trennwände zwischen den Toiletten gebohrt. Ein Glory Hole kann sich aber auch in Trennwänden zwischen Umkleidekabinen auf einem Campingplatz sowie in einer Sauna, Therme oder in einem Schwimmbad befinden. Grundsätzlich kann ein Glory Hole überall installiert sein und wer Glück hat und darauf steht, kann auch völlig überraschend auf ein solches Loch stoßen. 

Reiz des Glory Hole – Versuch einer Annäherung

Warum gibt es Glory Holes überhaupt? Wo es doch genügend andere Möglichkeiten gibt, sich sexuelle Befriedigung zu verschaffen – in der Partnerschaft, bei einem One-Night-Stand, einem Bordellbesuch, in einem Swingerclub oder wo auch immer. Wenn beide Beteiligten auf beiden Seiten der Trennwand nicht wissen, wer sich da gerade gegenüber befindet, dann scheint wohl der Reiz der Anonymität eine große Rolle dabei zu spielen. Auch kann ein Glory Hole stark die Fantasie anregen, weil sich der empfangende Part jeder Vorstellung über die andere Seite hingeben kann. Gleichzeitig hat das Loch an sich bereits eine sexuelle Konotation, weil es beim Sex nunmal meistens darum geht, sich an Körperöffnungen, die immer auch in gewisser Hinsicht Löcher sind, zu betätigen. Das Glory Hole als reduziertes Loch an sich, könnte daher auch bereits durch die Versachlichung, durch die reduzierende Verdinglichung des sexuellen Lochs, einen Lustgewinn erzeugen. Alles andere wird ausgeblendet, allein der erotische Genuss ist es was zählt, es findet keine Interaktion außer der Berührung an des Mannes erogenster Zone statt. In einer Umfrage zu den Motiven der Nutzung eines Glory Holes, berichten vor allem homosexuelle Männer, dass sie auf diese Weise die ersten ihrer Orientierung entsprechenden sexuellen Erfahrungen gemacht haben, bzw. machen konnten, weil gerade in der Vergangenheit schwule Handlungen noch stark geächtet oder sogar polizeilich verfolgt wurden. Vor allem in den USA gab es immer wieder spektakuläre Fälle, in denen teils berühmte Menschen, für die Nutzung eines Glory Holes medienwirksam verhaftet wurden. 1998 etwa geriet der Sänger George Michael in einer öffentlichen Toilette in Hollywood an einen ‘verdeckten Ermittler’, der in einer öffentlichen Toilette darauf wartete von Homosexuellen angesprochen zu werden, um diese zu verhaften. Aus heutiger Sicht sind sind solche Vorgänge in der westlichen Welt nur noch schwer vorstellbar. Das Glory Hole spielt daher aber neben einer rein sexuellen auch durchaus eine politisch-emanzipatorische Rolle, die kulturell nicht unterschätzt werden sollte.

Ein Blick in die Geschichte der Glory Holes

Wer wann das erste Glory Hole eingerichtet hat, das kann heute leider nicht mehr eindeutig rekonstruiert werden. Allerdings sind bereits aus dem Jahr 1497 von Albrecht Dürer oder aus dem Jahr 1600 von Domenico Cresto Gemälde überliefert, die Schwulensaunen zeigen, die im Englischen auch Gay Bathhouses, also Schwulen-Badehäuser genannt werden. Dürer nennt sein Werk dann auch “Das Männerbad”, während Cresto allgemeiner von “Badende in San Niccolo” spricht, obwohl er viel eindeutiger als Dürer homosexuelle Handlungen zeigt. Heute gelten gerade Schwulensaunen und schwule Sexclubs, Sexkinos oder queere Buchläden als Orte, in denen häufiger Glory Holes gefunden werden können. Da liegt also die Vermutung nahe, dass in einem altertümlichen Schwulenclub auch das erste Glory Hole entstand, bloß beweisen lässt sich das freilich nicht mehr. Dabei werden solche Einrichtungen nachweislich bereits seit Jahrhunderten immer wieder von der staatlichen Obrigkeit bekämpft und die sich dort aufhaltenden Personen verhaftet. Für Florenz und Malaga sind bereits seit 1492 Razzien dokumentiert, während denen Schwulensaunen gestürmt wurden. Dies führte sich fort, bis ab 1903 auch in den USA Etablissements dieser Art von der Polizei bekämpft wurden und zahlreiche Verhaftungen in diesem Kontext stattfanden. Merklich gebessert hat sich dies erst ab dem Jahr 1969, als in New York City mit dem Stonewall-Aufstand die weltweite Schwulenbewegung gegen die Unterdrückung sexueller Minderheiten begann. 

„Das Männerbad“ von Albrecht Dürer, 1497. Gab es damals schon Glory Holes?
„Badende bei San Niccolo“ von Domenico Passignano, 1600.
Weil heutzutage Glory Holes in Schwulensaunen so verbreitet sind, kann vermutet werden,
dass es diese bereits vor Jahrhunderten an den entsprechenden Orten gab.

Achtung: Anonymität kann riskant sein

Eines muss bei einer Abhandlung über Glory Holes auch erwähnt werden: Ein hochfrequentiertes Glory Hole, bei dem völlige Anonymität gewährleistet ist und niemand jeweils weiß, wer sich auf der anderen Seite befindet, bringt einige Risiken bezüglich der Ansteckung mit sexuell übertragbaren Krankheiten mit sich. Es gibt Berichte über Glory Holes, die in einschlägigen Internetforen und Smartphones aktiv beworben werden. Es kann daher vorkommen, dass ein Glory Hole von dutzenden Personen, vielleicht sogar hunderten, an nur einem Tag frequentiert wird. Da braucht es nicht viel Fantasie um festzustellen, wie rasant sich bei ungeschütztem Verkehr die diversen Krankheiten verbreiten könnten, welche das Sexleben manchmal so riskant machen. Es gibt Berichte über Fälle, die dem Unwissenden erstmal verrückt vorkommen müssen. Trotzdem zeigen diese Fälle auch, wie beliebt ein Glory Hole sein kann und wie hoch tatsächlich die Nachfrage inzwischen ist, nach etwas so simplem wie einem Loch in einer Wand – auch wenn natürlich ein gewisses Extra dazu gehört. Es ist aber übrigens so, dass nicht alle Glory Holes dafür gedacht sind, von einer anderen Person befriedigt zu werden. Denn es gibt auch die rein voyeuristischen Glory Holes, durch die lediglich andere Menschen beim Sex beobachtet werden können.

Das Glory Hole in der Kultur

Auf den großen Porno-Plattformen des Internets hat das Glory Hole selbstverständlich seinen festen Platz, zählt manchmal sogar als eigene Kategorie. Dabei sind die Löcher scheinbar bei Homosexuellen, Heterosexuellen und Transsexuellen gleichermaßen beliebt und lassen sich kreativ in alle möglichen pornographischen Filmproduktionen einbauen. Neben zahlreichen pornographischen Varianten in denen sich dem Prinzip Glory Hole bedient wird, hat das Herrliche Loch sogar den Sprung in den Mainstream geschafft, auf die Leinwände der etablierten Kino-Kultur. Bereits im Jahr 2007 stellte die erfolgreiche Kinoproduktion “Irina Palm” das Glory Hole in den Mittelpunkt. In der europäischen Produktion, an der fünf Länder beteiligt waren und die bei ihrer Erstaufführung auf der Berlinale mit einem 20-minütigen Stehapplaus gewürdigt wurde, beginnt eine herzliche Mittfünfzigerin aus Geldnot und Zufall, in einem Sexclub zu arbeiten, um eine teure Behandlung ihres Enkels zu finanzieren. Allerdings arbeitet sie ausschließlich am Glory Hole und weil ihre Hände so weich sind, weil sie nie in ihrem Leben richtig gearbeitet hat, gilt sie bald als die fingerfertigste Frau von ganz London. Um ihren Erfolg zu steigern erfindet sie bald das Pseudonym Irina Palm, was ihr zu großer Beliebtheit unter den Männern der ganzen Stadt verhilft. Vor Nachfrage kann sie sich kaum retten und schon bald sind nicht nur ihre Geldsorgen wie verflogen. Unglaublich, welche weitreichenden Auswirkungen etwas eigentlich so banales wie ein Glory Hole haben kann.

Popularität steigt – auch durch Corona

Heutzutage, in Zeiten der Corona-Pandemie, erlebt das Glory Hole ein echtes Revival. Distanz ist leider das Gebot der Stunde und das betrifft im Besonderen sexuelle Begegnungen. Denn während Gespräche auch mit Abstand geführt werden können, Theater und Kinosäle auch dann einigermaßen funktionieren wenn nur jeder fünfte Stuhl besetzt ist, so ist dies im sexuellen Bereich gar nicht so einfach, egal ob es um private Treffen oder Sexarbeit geht. Das Glory Hole bietet in dieser Situation eine echte Alternative, bei der sowohl Nähe als auch Distanz gleichermaßen gewährleistet werden können – zwei Fliegen mit einer Klatsche, so zu sagen. Vielleicht wäre das ja auch etwas für die zahlreichen Bordelle, die immer wieder schließen müssen und auf dem trockenen sitzen. Wer jetzt innovativ sein möchte, der sollte sich vom Glory-Hole-Trend mitreißen lassen und auf den Erfolgszug einer so einfachen wie effektiven Einrichtung aufspringen. Die Geschichte des Glory Holes ist voller Rätsel, verborgen in einer unbekannten Vergangenheit. Als sicher gelten kann aber, dass dem Herrlichen Loch bestimmt noch eine große Zukunft bevorsteht.

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