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Moral und Ethik der Sexarbeit

Moral & Ethik? – Das Geschäft mit dem Sex

Geht es um die wie auch immer ausgestaltete Verbindung von Sex und Geld, werden von KritikerInnen schnell Begriffe wie ‘unethisch’ oder ‘unmoralisch’ verwendet. Für Sex zu bezahlen sei unethisch, während es unmoralisch sei für Sex Geld zu nehmen. Dies gilt nicht nur für Sexarbeit und Prostitution, sondern ist auch im pornographischen Bereich immer wieder ein Thema das hoch kochen kann. Aber welche Rolle spielen Moral und Ethik wirklich, wenn es um Sex und Geld geht? In folgendem Artikel versuchen wir Antworten zu finden.

Zu Anfang ist wahrscheinlich eine Begriffsklärung recht hilfreich. Denn was ist eigentlich die Bedeutung von Ethik & Moral und worin unterscheiden sie sich? Im Alltag werden die Begriffe oft synonym verwendet, wobei es eigentlich ein paar Unterschiede gibt. Dabei haben sowohl Ethik (lat.: ethos) also auch Moral (lat.: mores) in ihrem lateinischen Ursprung die selbe Bedeutung, nämlich “Gewohnheit” oder “Brauch”. Woraus ergibt sich dann aber ein Unterschied in der heutigen Verwendung? Nun, in heutiger Lesart ist es so: Moral ist das, was als sittlich empfunden wird, was vom Bauchgefühl als gut geheißen wird. Wenn man spürt, ob etwas richtig oder falsch ist, das ist die Moral. Ethik dagegen ist der Name für die wissenschaftliche Disziplin, die sich reflektiv mit der Moral befasst. Das heißt, Ethik ist nichts anderes als die Philosophie der Moral, also der Moralphilosophie. Ethik beschreibt daher den Vorgang und die Anstrengung darüber, herauszufinden, wie eine Moral gestaltet sein sollte, damit sie möglichst gut für die Menschen und damit die Gesellschaft ist. Alles klar? Dann können wir jetzt fortfahren. 

Was ist das Verwerfliche am Sex?

Nun, das ist wohl tatsächlich eine sogenannte ‘gute Frage’. Denn Sex an sich polarisiert wohl so stark wie kaum eine andere Angelegenheit. Da wir jetzt nicht in katholischer Tradition mit Adam, Eva und der Schlange beginnen wollen, versuchen wir uns an einer grundlegenden und vereinfachten Erklärung: Sex ist dann ethisch, moralisch, gut oder wenigstens akzeptabel, wenn kein anderer Mitmensch daran Anstoß nimmt. Aber das ist schwierig, dann selbst wenn Sex nur vom Hören-Sagen stattgefunden hat, kann der Akt verurteil werden. Okay, also was sind die Voraussetzungen? Sex muss selbstbestimmt stattfinden, das heißt: es geht, neudeutsch, um Consent, also um gegenseitige Einwilligung. Will also Person 1 mit Person 2 Sex haben und es kommt tatsächlich einvernehmlich dazu, dann wäre ein Consent hergestellt. Aber reicht das bereits dafür aus, dass Sex als Ethisch oder Moralisch gelten kann? Nun, es ist leider gar nicht so einfach eine Antwort darauf zu finden.

Gibt es eine Norm für guten Sex?

Denn oft herrscht dann die Meinung vor, Sex müsse eingebettet sein in ein Umfeld romatischer Gefühle. Sicherlich ist die Idealvorstellung von romantischem Sex eine schöne, und wenn sie tatsächlich wahr wird, kann sie romatisch zu unvergesslich schönen Erlebnissen führen, ohne Zweifel. Jedoch wird die Fokussierung auf das Romantische einer allgemeinen Betrachtung der Thematik Sexualität in keiner Weise gerecht. Denn so schön der romantische Sex auch im Einzelfall sein kann, so sehr pochen all die anderen Arten von Sexualität auf Bedeutung und wollen nicht ungenannt bleiben. Denn wo würde dann der Spaß bleiben an einem unverbindlichen One-Night-Stand nach einer durchfeierten Clubnacht? Was würde aus den heißen Urlaubsflirts? Was wird aus dem heißen Kollegen auf der Arbeit mit dem man schon immer mal mehr ausprobieren wollte? Was wird aus Swingern, Sex-Partys und so weiter? Es wird also schnell klar, dass Sex viel zu reich an Varianten ist, um eine wünschenswerte Norm dafür zu finden, die alle teilen würden.

Ist bezahlter Sex moralisch?

Was geschieht nun in dieser Betrachtung der Thematik, wenn wir das Element des Geldes mit einfließen lassen? Wird Sex unethisch oder unmoralisch sobald jemand dafür bezahlt? Nun, eine solche Meinung kann man zwar vertreten, allerdings gibt es keine logische Begründung dafür. Wer bezahlten Sex also als unethisch oder unmoralisch verurteilt, der/die fällt damit lediglich ein Geschmacksurteil und über Geschmäcker lässt sich bekanntlich nur leidlich streiten. Denn zumindest in Deutschland gibt es Grundgesetze und darin sind das Recht auf freie Entfaltung (Artikel 2) ebenso festgelegt wie die freie Berufswahl (Artikel 12). Da Sexarbeit in Deutschland seit 2002 nicht mehr als Sittenwidrig gilt, gibt es keinerlei rechtliche Gründe mehr, die eine legale Tätigkeit in der Prostitution unterbinden könnten. Aber wie sieht es von moralischer Seite aus? Nun, da gibt es eben unterschiedliche Weltbilder sowie damit einhergehende Meinungen. Zu sagen jemand handle unmoralisch, weil er oder sie sexuelle Dienstleistungen anbietet, kann im Prinzip ausschließlich eine Meinungsäußerung sein, weil das Recht auf Selbstbestimmung selbstverständlich auch für die AnbieterInnen von solchen Dienstleistungen gilt. Unmoralisch und damit unethisch wäre es lediglich, selbstbestimmten Personen dieses Recht abzusprechen. Außerdem ist heutzutage die Sexarbeit ganz selbstverständlich, wie andere Lebensbereiche und Berufe auch, in all ihren Facetten in der digitalisierten Moderne angekommen: auf Erotikportalen im Internet wie 6profis.de lassen sich bequem Kontakte aller Art knüpfen und die sexpositive Szene wird mit den aktuellen Neuigkeiten der Branche versorgt.

Das Argument der Kriminalität

Die Gesetze in Deutschland sind ganz eindeutig: Menschenhandel, Zwangsarbeit, Vergewaltigung und Körperverletzung sind schwere Straftatbestände, die niemals zu rechtertigen sind und hart vom Staat geahndet werden müssen. Niemand wird daran ernsthaft zweifeln. Aber warum werden diese Verbrechen in der öffentlichen Debatte so schnell und so häufig in einem Satz mit Sexarbeit und Prostitution genannt? Nun, das Rotlicht hat eben bei manchen ein gewisses Image und tatsächlich gibt es leider verbrecherische Banden, die sich an illegaler Prostitution bereichern. Aber führen diese Tatsachen dazu, dass eine Person, die selbstbestimmt aus freiem Willen heraus mit Sexarbeit ihr Geld verdient unmoralisch und unethisch handelt? Höchstwahrscheinlich nicht. Denn nur weil es auch Schlechtes gibt in der Welt, heißt das nicht, dass auch das Gute nur mit negativen Vorzeichen gesehen werden darf. Ja es gibt einen problematischen Bereich in der Sexarbeit aber dies darf nicht über den positiven Bereich hinwegtäuschen, der genauso existiert. In Zeiten, in denen Unternehmen wie Mastercard Porno- und Webcaming-Plattformen den Service verweigern und soziale Medien immer stärker Nacktheit und Sexarbeit verbieten, kann dies nicht stark genug betont werden.

Zusammenfassung

Zu sagen, Sexarbeit sei per se unmoralisch ist in etwa so als würde jemand sagen Bergbau sei per se unmoralisch, weil früher Kinderzwangsarbeit in deutschen Bergwerken herrschte. Wenn die Rahmenbedingungen stimmen und das Einhalten aller Gesetze gewährleistet ist, gibt es keinen Grund, Sexarbeit als unmoralisch oder unethisch zu bezeichnen.

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