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Orgasmus

(Neue) Wissenschaftliche Fakten zum Orgasmus

„Dem Orgasmus wird viel zu viel Bedeutung beigemessen. Als müsse er uns für die Leere unseres Daseins entschädigen.“ Na, wenn sich da der alte Woody Allen mit dieser Aussage nicht mal philosophisch zu weit aus dem Fenster gelehnt hat. Der Höhepunkt ist schließlich nicht nur das, was sich alle beim Sex wünschen, sondern auch etwas, mit dem sich die Wissenschaft seit Jahren beschäftigt. Diverse Mythen ranken sich um den Moment, in dem der Gipfel der Ekstase erreicht wird, und Männer unterliegen dabei oft einem enormen Druck, was man nun auch gerne zweideutig betrachten darf. Aber auch die Damen der Schöpfung wünschen sich beim Koitus nichts sehnlicher als Partner, die wissen, welche Knöpfe sie drücken müssen.

Es wird also Zeit, sich eingehender mit dem Phänomen Orgasmus zu beschäftigen und herauszufinden, wie weit der Kenntnisstand der Dinge ist. Sexualtherapeuten bieten Sitzungen an, in denen das Thema ausführlich behandelt wird und möchten besonders Männern dabei helfen, vorzeitige Ejakulationen zu verhindern oder das gestörte Verhältnis zum Höhepunkt aufzuarbeiten. Aber welche Erkenntnisse gibt es auf diesem Gebiet und was ist wichtig zu wissen, wenn es zur Zielgeraden beim Sex kommt? Wir haben uns auf die Suche nach relevanten Fakten gemacht und sind bei unserer Recherche auf so manch interessanten Punkt gestoßen, den wir hier gerne näher betrachten würden. 

Vaginale Orgasmen existieren nicht – Punkt!

Laut der Sexualtherapeutin Tracy Cox ist der lang umrankte Mythos des vaginalen Höhepunktes schlichtweg Firlefanz. Vor unseren Recherchen hatten wir diesbezüglich und aus Zeiten der Bravo-Zeitschrift irgendwas mit 80 Prozent im Kopf, die ausschließlich klitoral zum Höhepunkt gelangen. Die Sexualtherapeutin räumt mit den anderen 40 Prozent auf und sagt, dass auch hier eine klitorale Penetration zum Orgasmus führt. Die Klitoris befindet sich nicht nur im äußeren Schambereich, sondern auch im Inneren und schwellt beim Sex so weit an, dass die den Vaginalkanal umschließt. 

Weibliche Ejakulationen gibt es, aber…

Auch hier beziehen wir uns auf die Sexualtherapeutin, die bereits 17 Bücher über Sexualität veröffentlicht hat. Das liebevoll ausgedrückte Squirten gibt es zwar, aber in den meisten Fällen sei eben auch Urin mit dabei. Dabei bezieht sie sich selbst auf eine Studie aus dem Jahr 2013, bei der 54 Prozent der befragten Frauen angaben, beim Höhepunkt zu ejakulieren. Laut ihrem Kenntnisstand scheiden jedoch rund 66 Prozent der Frauen beim Orgasmus Urin aus. 

Auch Frauen können „zu früh“ kommen

Hier steht Dr. Cox ganz klar hinter den Männern, denn ihnen wird oft nachgesagt, dass sie beim Koitus „zu früh“ kommen. Das könne schließlich auch Frauen passieren, wobei sie sich auf eine portugiesische Studie bezieht. Dort gaben 14 Prozent der befragten Frauen an, hin und wieder den Höhepunkt ungewollt vorzeitig zu erreichen. Wobei das sicherlich nicht nur auf portugiesische Frauen zutrifft. Woran das jedoch liegen könnte, bleibt wohl weiterhin ein Mysterium. Zumindest wissen die Herren der Schöpfung nun endlich, dass sie damit nicht alleine sind. 

Erst der Höhepunkt und dann kommt der Tiefpunkt

Ein Phänomen, das besonders oft Männer nach dem Orgasmus erleben: War man vor ein paar Minuten noch komplett energiegeladen und lief auf Hochtouren, scheint die ganze Motivation mit der Ejakulation verpfeffert worden zu sein. Hierfür gibt es aber eine logische Erklärung, die etwas mit dem Hormonhaushalt zu tun hat. Bei einem Orgasmus werden verschiedene luststeigernde Hormone ausgestoßen und sinken danach wieder rapide ab. Dass der Höhepunkt eine regelrechte Achterbahnfahrt sein kann, ist somit ganz normal und hat nichts mit der Qualität der Sexpartnerin oder des Sexpartners zu tun. Nicht ohne Grund heißt der Orgasmus im Französischen auch “der kleine Tod” (la petite mort).

Migräne? Der Orgasmus könnte helfen!

Dass Sex Stress reduziert und für einen wahren Rausch an Glücksgefühlen sorgen kann, ist kein Geheimnis. Die Professorin Amanda Allison legt in ihrem Buch „Splitting: The Inside Story on Headaches“ aber noch einen drauf und geht auf den Punkt ein, dass Orgasmen bei Kopfschmerzen den gleichen Effekt wie Medikamente haben. Wer einen Partner hat, sollte also eher in die Hose als in den Medikamentenschrank greifen. 

Hierzu hat auch die Universität Münster eine interessante Studie veröffentlicht. In der gaben 60 Prozent der Teilnehmer an, Sex habe ihnen gegen Migräneschmerzen geholfen. Allerdings gab das restliche Drittel das genaue Gegenteil an, da der Koitus die Schmerzen nur verschlimmert habe. Es ist auf jeden Fall einen Versuch wert und ein gutes Argument, wenn mal wieder Migräne als Lustbremse im Raum steht. 

Ein regelmäßiger Orgasmus für ein Glow-Up

Nicht nur eine ausgewogene Ernährung und regelmäßiger Sport helfen dabei, ein gesünderes Aussehen zu erhalten. Wer regelmäßig einen Orgasmus erlebt, verhilft der Haut zu einer besseren Durchblutung und steigert so das Gewebewachstum. Das führt wiederum dazu, dass unsere Haut mit mehr Feuchtigkeit versorgt wird und so einen frischeren und jüngeren Glanz erhält. Der Orgasmus fungiert also auch als natürliches Anti-Aging-Mittel und muss dafür nicht zwingend durch Sex entstehen. Der gleiche Effekt entsteht auch beim Masturbieren, da hier ebenfalls die Durchblutung im gesamten Körper angeregt wird. 

Edging für einen intensiveren Orgasmus

Und das gilt nicht nur für Männer, denn auch Frauen können mit dieser Praktik zu einem intensiveren Höhepunkt kommen. Für alle, die nicht wissen, was Edging ist: 

Beim Edging erfolgt eine wiederholte Stimulation, bis kurz vor den Höhepunkt. Ist dieser Punkt erreicht, wird versucht, ihn aufrechtzuerhalten oder die Penetration wird kurzzeitig unterbrochen. Diese Technik wird wiederholt angewendet, um so den endgültigen Orgasmus so intensiv wie möglich zu erleben. Diese Praktik wird besonders gerne im BDSM-Bereich eingesetzt, um den Sub so bis zur Verzweiflung zu quälen. Diese Technik ist auch als Orgasmus-Kontrolle bekannt und kann auch ohne Partner durchgeführt werden. 

Männer, die ein Problem mit frühzeitigen Ejakulationen haben, können damit sogar ihre Ausdauer trainieren und lernen, ihren Orgasmus besser zu kontrollieren. Diese Technik sorgt aber nicht nur bei Männern für einen wesentlich intensiveren Orgasmus, sondern kann auch bei Frauen dazu führen, dass sie den Höhepunkt auf einer anderen Ebene erleben. Es ist komplett ungefährlich, sollte aber auf jeden Fall damit enden, dass der ersehnte Moment auch erreicht wird. 

Orgasmus ohne Sex – geht das?

Tatsächlich soll es Menschen geben, die in der Lage sind, ihre Lustzentren umzulegen. Bei ihnen kann es so weit gehen, dass sie beispielsweise durch die Penetration der Brustwarzen einen Orgasmus erreichen. 

In einigen Fällen haben auch Männer schon davon berichtet, nur durch Fantasie zum Höhepunkt gekommen zu sein, was den Begriff feuchte Träume bestätigen würde. 

Ein Orgasmus jagt den nächsten – der multiple Höhepunkt

Nach dem ersten Mal aufhören? Die Sexologin Megwyn White, die für Satisfyer tätig ist, sagt was anderes. Sie bezieht sich dabei vor allem auf den männlichen Orgasmus, der oft auch gleich das Ende beim Sex bedeutet. Hier gibt sie unter anderem den Rat, die bereits erwähnte Edging-Technik zu nutzen, um auch Orgasmen ohne Ejakulationen zu trainieren. Auch Beckenbodenübungen, bei denen die Prostata stimuliert wird, können als erotisches Workout genutzt werden. Um das gewünschte Ziel zu erreichen, kann hierbei noch zu Analplugs gegriffen werden, die zusätzlichen Druck auf die Prostata ausüben. 

Bei Frauen verhält es sich ein wenig anders, denn hier gibt es zwei unterschiedliche Orgasmus-Typen. Die Peak-Lady erlebt einen einmaligen, aber dafür explosiven Höhepunkt, der sie wie ein Vulkanausbruch überkommt. So verhält sich in den meisten Fällen auch der Körper dieser Frauen, wenn sie ihren Orgasmus erreichen – ihr Becken bewegt sich heftig und es folgt ein lauteres Stöhnen. Anschließend ist der Intimbereich extrem empfindlich und eine weitere Stimulation könnte als unangenehm empfunden werden Die Plateau-Dame hingegen erreicht den Orgasmus nicht schlagartig, da er sich langsam aufbaut, dafür aber nicht ganz so intensiv wie ein Peak-Höhepunkt ist. Dafür sind Frauen nach einem solchen Orgasmus durchaus noch in der Lage – und häufig gewillt – weiterzumachen. 

Zusammengefasst

Als Fazit müssen wir Woody Allen und seiner Aussage leider widersprechen, denn der Orgasmus ist und bleibt eins der schönsten Gefühle. Außerdem haben wir gelernt, dass es den Mythos des vaginalen Höhepunktes so nicht gibt. Faktisch ist jeder weibliche Höhepunkt das Resultat einer klitoralen Penetration – auch wenn es nach außen nicht so aussehen mag. Es soll aber auch Menschen geben, die ihre Lustzentren verlegen können und beispielsweise durch Stimulation der Brustwarzen einen Orgasmus erreichen. Wer eine blühende Fantasie hat, kann außerdem in seltenen Fällen auch durch ein Kopfkino übers Ziel hinausschießen, wobei das wohl eher die Männer betrifft. 

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