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Swinger und Swingen - Kultur der Lust

Swinger und die Freiheit der Lust – eine Erfolgsgeschichte

Spätestens seit den 1980er Jahren ist die wahrscheinlich aus den USA stammende Bezeichnung “Swinger” auch hierzulande den meisten Menschen ein Begriff. Auch dass es beim “Swingen” um Sex geht ist schnell klar. Aber wie hat sich die Swinger-Kultur eigentlich entwickelt und stellt sie auch heute noch ein verbreitetes Phänomen dar? Wir gehen diesem spannenden Hobby auf den Grund.

Es ist wohl in vielen langfristigen Liebesbeziehungen ein Thema das immer wieder aufkommt: die Lust nach Sex mit einer anderen Person als der, mit der man eigentlich liiert ist. Doch die monogame Zweierbeziehung scheint vor allem unter heterosexuellen Menschen immer noch die vorherrschende Norm zu sein. Aber wie umgehen mit der immer wieder aufflammenden Lust nach dem Anderen? Manche Menschen flüchten sich dann in geheime Affären, entziehen sich durch ‘Fremdgehen’ der als einengendes Korsett empfundenen Enge ihrer eigentlichen Paarbeziehung, was schnell und oft zu teils ernsthaften Konflikten zwischen den beiden Partnern führen kann. Allerdings gibt es immer mehr Konzepte, um diese Herausforderungen in Chancen zu verwandeln.

Abhilfe gegen Monotonie durch Monogamie

Was also tun gegen den Wunsch nach personellem Wechsel im Bett? Manche würden da vielleicht zu Reflexion und Disziplin raten, zur Konzentration auf das Wesentliche, nämlich die Pflege der eigenen Beziehung. Dies muss allerdings nicht unbedingt den Verzicht auf die Auslebung sexueller Bedürfnisse bedeuten und sicherlich gab es schon immer Paare, die es in diesem Kontext bevorzugen, eine gewisse Offenheit zu praktizieren. Schließlich kann ein einvernehmlicher One-Night-Stand genauso wie ein Frauentausch oder etwas Abwechslung vom Alltag durch einen unterhaltsamen Gruppensex die eingerostete Liebe wieder auf ein neues Niveau heben. Voraussetzung dazu ist selbstverständlich eine entsprechende Neigung aller beteiligten Personen. Ein gegenseitiges Vertrauensverhältnis ist daher in hohem Maße die Grundlage dafür – und hier kommen die Swinger ins Spiel.

Die Swinger – Partnertausch mit Respekt

Denn beim Swingen geht es hauptsächlich darum, die eigene Beziehung durch Sex mit anderen Paaren oder Einzelpersonen aufzuwerten und dadurch die Lebensqualität und das Wohlbefinden aller Beteiligten zu erhöhen. Respekt und Freundlichkeit im gegenseitigen Umgang sind dabei das A&O und so entstehen nicht selten auch länger anhaltende Freundschaften in der Swinger-Szene. In jeder größeren Stadt in Deutschland gibt es einen oder mehrere Swinger-Clubs, wo sich regelmäßig Gleichgesinnte zur Erfüllung ihrer legitimen Sehnsüchte treffen. Darüber hinaus gibt es ganze Hotels und Resorts, besonders in europäischen Urlaubsorten, die gerne auf die Bedürfnisse von Swingern eingehen und sich an die freizügigen Gäste schon lange gewöhnt haben. Auch dementsprechende Gruppenreisen gibt es, etwa in extra angemietete alte Schlösser, wo sich die Gäste dann während eines aufwändig organisierten Rahmenprogramms z.B. eine ganze Woche lang untereinander vergnügen können.

Ursprung der Swinger

Laut Wikipedia und weiteren Quellen, haben Swinger ihren Ursprung in Untergrund-Clubs von Metropolen der goldenen 1920er Jahre (‘Roaring Twenties’), als sich die vielleicht ersten freizügig-hedonistischen Kulturen des 20. Jahrhunderts entwickelten. Allerdings hat sich das Swingen erst in den 1940er bis 1950er Jahren ernsthaft verbreitet, nämlich im persönlichen Umfeld von Militärpiloten der US-Airforce. Der Hintergrund war dabei die hohe Verlustrate der Flugzeugführer unter Kriegsbedingungen. Damit im Fall der Fälle keine Ehefrau unversorgt zurückbleiben musste, hatten sich damals im Umkreis von Flugstützpunkten Dreiecksbeziehungen entwickelt, um negative soziale Folgen von Todesfällen unter den Piloten abzumildern. Ein Freund des Ehemanns übernahm dabei dessen Rolle und Verantwortlichkeiten, inklusive der ‘ehelichen Pflichten’, sollte er in einem Einsatz ums Leben kommen. Selbstverständlich wurde damals über solche Dinge nicht geschrieben und so fand sich erst im Jahr 1957 in einer Zeitschrift eine erste Erwähnung dieser Praxis unter dem Namen ‘wife-swapping’ (Frauentausch) – obwohl es sich praktisch eigentlich um einen Männertausch handelte. Von da an verbreitete sich das Swingen Stück für Stück in der breiteren Gesellschaft, erlebte in den 1968er Jahren durch die sexuelle Revolution der Hippies einen vorläufigen Höhepunkt und war zu dem Zeitpunkt bereits bis nach Europa geschwappt.

Orgien im Alterum – Vorgänger der Swinger-Kultur?

Geht man in der Analyse zeitlich noch ein wenig weiter zurück, wird schnell klar, dass es Sex außerhalb von Zweierbeziehungen schon immer gegeben hat. Man denke nur an die Orgien im alten Rom und im antiken Griechenland, als Aids, Syphilis und sogar Chlamydien noch nicht den Menschen befallen hatten. In Rom etwa, so heißt es in der Geschichtsforschung, kam man kaum darum herum, täglich fremde kopulierende Menschen zu sehen. Denn vor allem für Männer war es ein Leichtes, quasi jederzeit ihre Bedürfnisse mit z.B. Prostituierten zu befriedigen. Außerdem waren Ehen damals Zusammenschlüsse der ökonomischenVernunft, nicht der Liebe. Daher war es auch für verheiratete Frauen oft kein Problem, durch sexuelle Dienste ein deutliches Zusatzeinkommen für die Familie zu erwirtschaften. Auch gleichgeschlechtlicher Sex war okay, wie ein damaliger Römer in einem Aufschrieb für die Nachwelt festhielt: “Die Erfindung schamloser Instrumente verwertend, den monströsen Zauberstab unfruchtbarer Liebe, soll das Weib beim Weibe schlafen wie ein Mann”. Erst durch die Christianisierung Europas wurde sexuelle Zurückhaltung bis hin zu Prüderie und Ehezwang für Jahrhunderte zur Norm.

Sex und Freiheit im Heute

Wie bereits erwähnt, hat sich in unseren Breiten schon ab den 1960er Jahren ein Umdenken in Sachen Sex entwickelt. Passend dazu eröffnete Beate Uhse im Jahr 1969 in Flensburg den ersten Sex-Shop der Welt. Spätestens ab den 1980er Jahren war die Swinger-Kultur sowohl in der BRD als auch in der DDR weit verbreitet. Der gesellschaftliche Wandel hin zu einer neuen Offenheit, geprägt von Toleranz und sexueller Liberalität, konnte auch von konservativen Kräften nicht mehr aufgehalten werden. Dieser Prozess findet auch heute noch statt, man denke nur an die aktuellen Diskussionen rund um LGBTQI+, und wird wohl auch in Zukunft noch eine relevante Rolle in der Gesellschaft spielen. Heutzutage gibt es immer mehr individuelle Entwürfe darüber, was Partnerschaft bedeutet und wie sie gelebt wird. Darunter zu nennen wäre die offene Beziehung oder die Polyamorie, welche beide für unterschiedliche Entwürfe alternativer Partnerschaften stehen können. Die Swinger hingegen sind traditionell in einer festen Zweierpartnerschaft, öffnen sich aber hauptsächlich sexuell anderen Personen mit den gleichen Interessen. Zu streng können solche Unterscheidungen jedoch nicht gemacht werden, was durch ein Motto der Swinger nur allzu klar verdeutlicht wird: ‘Alles kann, nichts muss’.

Weitere Informationen zur Swinger-Kultur und einen Leitfaden darüber, wie ihr selbst Teil davon werden könnt, findet ihr z.B. hier.

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